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August Saathoff war kaum zu sehen, ganz unten in seinem neuen Melkstand. Sein Vater, längst auf dem Altenteil, aber noch immer erstaunlich agil und bei guter Gesundheit, half ihm nach wie vor fast jeden Tag im Stall.

»Was habt ihr das heute gut«, rief er seinem Sohn zu, »früher haben wir das alles mit der Hand gemacht und heute, Knopfdruck, Kuh in den Melkstand, Sauger ran an die Zitzen, melken und wieder ab in den Stall, wo sie laufen können nach Herzenslust«, er lächelte.

August entgegnete: »Ihr hattet zu den Zeiten auch nur acht Kühe, ich habe jetzt über 60.« In seinem Melkstand konnten mehrere Kühe gleichzeitig gemolken werden. Beide, Vater und Sohn, waren mächtig stolz auf die Anlage. Der neue Laufstall war schon im vorigen Jahr fertig geworden, und nun auch der Melkstand mit allem neuen technischen Pipapo, was Vater Saathoff gerade dann gerne erwähnte, wenn andere dabei waren.

Der Saathoff’sche Hof lag unweit des Deiches; er war nur knapp anderthalb Kilometer entfernt. Etwa acht Kilometer betrug die Entfernung nach Norden, vor langer Zeit noch Kreisstadt, bis diese Rolle von Aurich übernommen worden war; Kreisreform, wieder einmal. Im Nachbardorf machten August oder seine Frau den Großeinkauf, gab es in ihrem engeren Umkreis doch weit und breit keinen Supermarkt. Augusts Vater hatte kurz nach dem Krieg ein stattliches Stück Land vererbt bekommen, von einem Großonkel, mit dem er eigentlich gar nicht viel zu tun gehabt hatte, immerhin einige Hektar bester Acker, Marschboden. Im Laufe der Zeit hatte er sich aber zunehmend auf die Milchwirtschaft konzentriert, die Herde war gewachsen, und nun führte sein Sohn den Hof sehr professionell weiter. Die Milch brachte den Löwenanteil des Einkommens, das Getreide – je nach weltwirtschaftlicher Preislage und EU-Politik – einen zusätzlichen Beitrag, der mal mehr, mal weniger hoch war. »Hauptsache, man zahlt nicht drauf«, waren Augusts Worte, wenn das Gespräch darauf kam, und mitunter musste man sich Gedanken machen, ob sich der immens hohe Aufwand der Bodenbearbeitung, der Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, des Säens und Spritzens lohnte, wenn der Erlös gerade mal die investierten Kosten ausglich. Und da die Milchpreise in den letzten Jahren zunehmend unter Druck geraten waren, hatte es August manch schlaflose Nacht gekostet, in der er darüber nachdachte, wie hoch der Kredit sein musste, um den neuen Laufstall zu errichten und den zugehörigen Melkstand zu kaufen. Aber Landwirte, die nicht investierten, wären in wenigen Jahren am Ende, so hatten die Banker und Berater ihm immer wieder in den Ohren gelegen. Schließlich hatte er es getan. Ein nagelneuer Kuhstall, in dem die Kühe sich weitgehend frei bewegten, ein ultramoderner Melkstand, alles neu, glänzend, »eben einfach schön«. Das hatte er gestern noch Jakobus de Ruyter erzählt, der beeindruckt mit dem Kopf genickt hatte. De Ruyter hatte einen anderen Hof im Polder. Hier kannte jeder jeden. Nun zwang sich August also, mehr an die Vorzüge der Hochtechnologie und den schmucken Stall zu denken und weniger an das Geld, das dabei Monat für Monat von seinem Konto verschwand – auch wenn die Zinsen für den Kredit vergleichsweise gering waren. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt bewilligt werden würde – die Banken stellten sich in den letzten Jahren sehr an, wenn es um Kredite für Landwirte ging.

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