Читать книгу Tatort Ostsee. Sammelband Ostsee-Krimis онлайн
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Stefan saß an seinem Schreibtisch und kämpfte gegen den Brechreiz an. Der Obduktionsbericht war entsetzlich und die Fotos des kleinen Körpers konnte er nur mit Mühe ansehen. Sein Kollege Ingo Schölzel war bei der Obduktion dabei gewesen und setzte ihn über weitere Einzelheiten ins Bild.
»Ich hab ja schon viel gesehen, Stefan, aber diese Scheiße hat mich umgehauen«, schloss Schölzel seinen Bericht. Dann verließ er ohne ein weiteres Wort das Büro. Stefan warf einen letzten Blick auf die Fotos und legte dann alles zurück in den Ordner. Die Bilder in seinem Kopf ließen sich nicht so einfach zur Seite packen. Das kleine Mädchen musste entsetzlich gelitten haben. Es war unterernährt und völlig ausgetrocknet gewesen. Einige kleine Knochen waren gebrochen. Es handelte sich zum Teil um ältere Frakturen, wenn man bei einem Leben, das nur vier Monate gedauert hatte, überhaupt von älter sprechen konnte. Ingo hatte ihm erzählt, dass Lutz Franck Probleme gehabt hätte, die verkrustete Windel von der Haut zu lösen, ohne diese mit abzureißen. Ein Leben voller Qualen und ohne Liebe. Stefan rieb sich die Schläfen. Auf seinem Schreibtisch stand ein Bild von Tina und den Kindern. Warum konnten nicht alle Kinder eine Mutter wie Tina haben? Als ihm der Streit wieder einfiel, schämte er sich. Dass seine Frau mal eine Freundin um sich haben wollte, war wirklich verständlich. Und er machte ihr das Leben schwer, indem er immer wieder mit Sophie stritt. Er kannte Sophie doch nun wirklich lange genug. Anstatt ihr ein bisschen den Bauch zu pinseln und sie für ihr waches Auge zu loben, hatte er sich direkt auf Kollisionskurs begeben. Stefan stand auf und verließ sein Büro, um sich einen Kaffee zu holen. Robert Feller machte sich gerade an der Kanne zu schaffen. Als Robert ihn sah, reichte er ihm den vollen Becher.