Читать книгу 25 großartige Western März 2022 онлайн

696 страница из 740

Dann rührte sich nichts mehr. Nur das Schmelzwasser tröpfelte, und das Eis auf dem Fluss knisterte und knackte. Wenn es schon so brüchig war, dass die Roten sich nicht hinüber wagten, wie sollte ich es dann schaffen? Aber vielleicht warteten sie auch nur auf die Nacht, um es in ihrem Schutz zu versuchen. So oder so, ich steckte hier in einer verflixten Zwickmühle!

Klar, ich konnte jetzt umkehren, versuchen, unbemerkt wegzukommen. Aber dann? Wenn das Eis trug, würde ich zwar außer Sichtweite der Indianer über den Musselshell kommen. Wollte ich jedoch zur Hütte, musste ich durch die Talenge und damit unweigerlich an ihren Rifles vorbei. Es gab Leute, die grundsätzlich alle Indianer für miserable Gewehrschützen hielten. Aber ich hatte da etliche andere Erfahrungen. Mein Leben war mir auch viel zu kostbar, als dass ich mich auf solche Gerüchte verlassen hätte. Also gab‘s nur eins: Aushalten, abwarten, bis es dunkel wurde – und beten, dass sie mich bis dahin nicht entdeckten!

Ich bekam meine Chance früher, als ich erwartet hatte. Als es mit dem zu Ende gehenden Tag kälter wurde, begannen die Schneedecke und das Eiswasser auf dem Fluss zu dampfen. Zuerst war es nur ein dünner, weißer Schleier, der sich kniehoch über den Musselshell River hob, die Uferbüsche umwallte und in den Hochwald kroch. Der rote Fleck eines Lagerfeuers leuchtete dort zwischen den Stämmen auf. Schatten bewegten sich an ihm. Pferde stampften und schnaubten. Manchmal hörte ich kehlige Stimmen. Alle Geräusche wirkten seltsam gedämpft. Denn der Nebel stieg höher. Gleichzeitig verdichtete er sich.