Читать книгу Attentat Unter den Linden. Von Gontards dritter Fall. Criminalroman (Es geschah in Preußen 1844) онлайн
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»Ich bin keineswegs der Schütze, Herr Major!«, beeilte der sich allerdings zu erklären. »Ich habe lediglich die Waffe neben dem Toten aufgefunden.«
»Aber es ist geschossen worden?«
»Das nehme ich doch an. Möglicherweise hat ja der Herr Oberst-Lieutenant selber die Waffe …« Kirchner verstummte mitten im Satz.
Gontard maß ihn mit einem scharfen Blick. »Wo ist diese Waffe?«, wandte er sich an den Criminal-Commissarius.
Der entgegnete, indem er stolz auf die sichtbare Wölbung seiner Uniformjacke schlug, mit einem schiefen Lächeln: »Selbstredend beschlagnahmt, das Corpus Delicti!«
»Darf ich es sehen? Das heißt, nachdem ich vielleicht bei etwas besserem Licht einen Blick auf den Leichnam habe werfen können …«
Der Criminal-Commissarius rang mit sich, sah jedoch keine Möglichkeit, Gontards Verlangen schlichtweg abzulehnen. »Wir müssen ohnehin über den Hof«, sagte er streng und gab den Bahrenträgern ein Zeichen, ihre Last aufzunehmen.
Auf Gontards Wink hin schloss sich Kirchner ihnen an. Im Hof empfing sie die pralle Nachmittagssonne. Gontard hieß die beiden Träger die schäbige Bahre absetzen und schlug die grobe Decke zurück. Von Schnöden hatte nicht übertrieben. Es war wahrhaftig kein erinnernswerter Anblick, den der zerschmetterte Schädel von Streyths bot. Auch dem restlichen Körper hatten die Pferdehufe sichtbar zugesetzt. Schaudernd bedeckte Gontard den Leichnam wieder. »Sie werden den Corpus des Herrn Oberst-Lieutenant bitte gleich ins Anatomische Theater hinter der Garnisonkirche bringen!«, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. Achselzuckend hoben die Träger ihre Last an. Werpel wollte ihnen folgen, doch Gontard hielt ihn zurück. »Die Pistole«, erinnerte er den Criminal-Commissarius ebenso freundlich wie nachdrücklich.