Читать книгу Verhängnis in der Dorotheenstadt. Von Gontards erster Fall. Criminalroman (Es geschah in Preußen 1840) онлайн
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Christian Philipp von Gontard besaß in der Nähe von Kyritz ein Gut, dessen Verwaltung er gerne dem älteren Bruder seiner Frau überließ, einem hagestolzen Krautjunker, der an mancherlei Launen seiner Schwester gewöhnt war und der das Beste aus Wutike zu machen verstand. Ihm verdankte Gontard auch den jungen Hengst Waldemar, auf dessen Rücken er die zwölf Meilen vom Gut hierher zurückgelegt hatte. Oft würde er dem Tier, das sich nun im Stall bei der Tierarzneischule erholte, eine solche Strecke nicht zumuten. Auf den täglichen Ritt durch den Thiergarten aber freute er sich schon lange.
Gontard, in Berlin geboren und aufgewachsen, war an das großstädtische Leben in der Residenz gewöhnt. Trotz seines Interesses für alles Criminale hatte er die militärische einer Laufbahn bei der übel beleumdeten Polizei vorgezogen. Er war der Spross einer einst adligen Hugenotten-Familie, von deren bedeutendstem Sohn tiefe oder vielmehr sichtbar emporragende Spuren in der Berliner und Potsdamer Architektur kündeten. Der berühmte Architekt und Baumeister Carl Philipp Christian von Gontard, der für seine Verdienste vom Kaiser Joseph 1767 erneut in den erblichen Adelsstand versetzt wurde, war sein leiblicher Großvater. Fürstenwillkür und Hofintrigen hatten den genialen Mann früh ins Grab gebracht. Dabei verdankte ihm die Residenz die eindrucksvollen Königs- und die Spittelkolonnaden, das Rosenthaler und das Oranienburger Thor und - neben manchem Bürgerhaus im eleganten Zopfstil - Berlins schönsten Platz, den Gensdarmen-Markt mit seinen beiden Kirchtürmen. Nur Böswillige erinnerten gelegentlich an den Einsturz des Deutschen Doms während des Baus. Dergleichen war auch dem großen Schlüter widerfahren.