Читать книгу Schaurige Geschichten aus Berlin. Die dunklen Geheimnisse der Stadt онлайн
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Die neue Sittlichkeit
Der weniger geschätzte Gatte der allseits beliebten Königin Luise, der Lady Di der Freiheitskriege, beschloss um 1810, die Straßen Berlins von allen Lusthäusern zu säubern, was natürlich nicht gelang. Fortan konzentrierte sich das unausrottbare Gewerbe im schmuddeligen Viertel Hinter der Königsmauer, also etwa zwischen Bahnhof Alexanderplatz und Fernsehturm, und gelangte dort, der strengen Reglementierung endlich entronnen, zu unerwarteter Blüte. Außerdem boten bald »Frey-Dirnen« überall in der Stadt ihre Dienste an. Als 1846 für die nächsten 140 Jahre der Betrieb von Bordellen verboten wurde, hatte sich das horizontale Gewerbe mit seinen etwa 15 000 Prostituierten längst anderweitig etabliert, und die gestrenge Polizei übersah geflissentlich die »Lasterhöhlen«, in denen die Herren aus höchsten Kreisen verkehrten. Die Berliner Sittenlosigkeit, die Nutten und ihre Luden, erlangte sprichwörtlichen Ruhm, schätzte man doch in den Goldenen Zwanzigern mehr als 25 000 illegale Prostituierte.