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Das beginnt bei Hintergehungen, an die sich der abgestumpfte Gast im Lauf der Jahrzehnte entweder schon gewöhnt hat oder die er in seiner nichtsahnenden Naivität hier einfach nicht für möglich hält. Man wagt es kaum auszusprechen beziehungsweise niederzuschreiben, aber – ich hoffe, Sie sitzen jetzt – der Liptauer wird bei Wiener Heurigen und Buschenschanken nicht immer nur mit Brimsen und Butter gemacht, weit gefehlt, oft enthält er auch Topfen und/oder Margarine!

Das ist schwer auszuhalten, ich weiß.

Aber es kommt noch dicker: Was Ihnen beim Heurigen als Gemischter Satz verkauft wird, ist keineswegs immer Wein, der aus Trauben vieler verschiedener Rebsorten, die da fröhlich in uralten Weingärten durcheinanderwachsen, gepresst wird. Nein – und jetzt halten Sie sich fest –, die Rebzeilen dürfen reinsortig auch nebeneinanderstehen!

Überhaupt gelten Moral und Anstand beim Heurigen sowieso gar nichts mehr. Sie hätten heute gern ein Bier oder einen Kaffee oder was Warmes zu essen? Kein Problem, können Sie haben. Was einst tabu war und mit Kerker oder zumindest gesellschaftlicher Ächtung bestraft wurde, ist in heutigen pragmatischen Zeiten längst zum Alltag geworden. Wer würde heute noch in Tränen ausbrechen, weil dort, wo einst der legendäre Lier war, inmitten der Heiligenstädter Weingärten, jetzt eine Designervilla im südfranzösischen Stil steht? Wer darob verzweifeln, dass der Kürassier-Hengl, der Metzger-Prillinger, der Mandahus geschlossen haben, dass der Wagner am Reisenberg eine Eventlounge wurde, der Schober-Köller unter Reihenhäusern begraben liegt, der Rieke-Humbs längst Geschichte ist und der Bacher auch nur mehr in unseren Erinnerungen lebt? Niemand, denn unsere Tränen sind längst versiegt.

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