Читать книгу Der Tanz des Mörders. Kriminalroman онлайн
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Colin wusste nicht, warum er sich noch immer auf Spiele mit dem Pfarrer einließ, es widersprach seinem klaren Verstand. Möglicherweise tat er es, weil er den Geistlichen mit dem runden Gesicht und der Nickelbrille vor den Schweinsäuglein einfach mochte. Jasper Johnson war kein Mann der Kirche, dem das Predigen zur Gewohnheit geworden war. Er wusste Wortwitz und Ironie zu schätzen. Und dass Colin keiner Konfession angehörte, war ihm völlig egal.
»Ich denke, du solltest sie morgen einfach mal aufsuchen«, sagte Jasper gerade und wischte sich den Bierschaum von der Oberlippe. »Sie ist eine nette alte Dame, du wirst sie mögen! Wie wär’s mit einem Cognac zum Bier?«
Colin nickte und winkte dem Barmann. Für ihn war es sowieso zu früh, um in sein Zimmer zurückzukehren, denn die Mieterin des Nachbarzimmers blockierte des Abends stundenlang das gemeinsame Bad und sang in der Wanne Chansons. Da sie ausgesprochen schlecht sang, konnte Colin dieses zweifelhafte Vergnügen getrost aufschieben.
Der Nebel hing noch zwischen den Weiden, als Colin am darauffolgenden Morgen die Straße des Dorfes bergauf stieg. Eine schlechte Nacht lag hinter ihm. Er war erst dreiundfünfzig Jahre alt, hochgewachsen und stolz auf sein volles eisgraues Haar. Seine Jahre auf dem Tanzparkett hatten ihm eine aufrechte Haltung und einen geschmeidigen Gang beschert, aber leider auch eine stark abgenutzte Wirbelsäule, die Colin in der Mitte seines Lebens zwang, die Tanzschuhe an den Nagel zu hängen und noch einmal umzudenken. Eine hervorragende Berufsunfähigkeitsversicherung ermöglichte es ihm, dies ganz in Ruhe zu tun – als einer von zwei Untermietern einer pensionierten Lehrerin, die ein wunderschönes Cottage inmitten der grünen Hügel Englands ihr Eigen nannte.