Читать книгу Im März färbte sich der Frühling braun. Nili Masal ermittelt (4), Roman онлайн
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»Es freut mich sehr, Sie schon wieder zu sehen, sehr geehrte Frau Hauptkommissarin! Nehmen Sie bitte Platz. Was darf ich Ihnen anbieten? Tee, Kaffee, Wasser, einen Fruchtsaft?«
»Danke, Herr Kriminaloberrat, ein Glas kaltes Mineralwasser, wenn möglich.«
Nachdem Stöver ihre Bitte aus seinem Kühlschrank erfüllt und sich selbst von der Karaffe mit schwarzem Tee bedient hat, setzt er sich. »Sie kommen also in der Sache der Vermissten Frau Heide Mertens. Bedauerlicherweise kann ich Ihnen nicht viel aus eigenem Wissen berichten. Sehen Sie, ich war damals Ausbilder und Dozent an der Polizeischule in Eutin, ich lehrte dort Polizeirecht, Deutsche Geschichte und Englisch, als ich ohne irgendwelche Vorwarnung hier nach Itzehoe versetzt wurde, um den plötzlich erkrankten Kollegen Thumann kommissarisch zu vertreten. Als ich hier eintraf, waren bereits mehrere Monate seit dem Verschwinden des Mädchens vergangen und die ermittelnden Kriminaloberkommissare Gehrke und Neumann traten auf der Stelle – es fanden sich einfach keine neuen Spuren. Auch als wir die beiden Kieler Kollegen der Moko II zur Unterstützung dazubekamen, ergab dies nichts wirklich Brauchbares. Als dann auch noch KOK Gehrke aufgrund lebensgefährlicher Messerstiche, ausgeführt von einem Drogenabhängigen, verletzt ausschied und Neumann wegen der anstehenden Polizei-Strukturreform in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde, stand ich hier sprichwörtlich vor einem Scherbenhaufen. Deswegen blieb unserem damaligen Staatsanwalt Doktor Pepperkorn nichts anderes übrig, als die Ermittlungen zu besagtem Fall vorerst auf Eis zu legen. Zu jener Zeit geschahen einige andere Fälle, denen wir uns ebenso dringend widmen mussten, und unsere knapp gewordene Belegschaft war an allen Stellen im Übermaß gefordert. Mit der Strukturreform wurde aus meiner hiesigen bis dahin vorübergehenden die endgültige – eine mir eher ungeliebte – Aufgabe, dieser Bezirksdirektion als deren Leiter vorzustehen. Vor allem der Aufbau einer neuen Kripo hielt mich in Atem. Wenigstens hatte ich das Glück, dass die tüchtigen Kriminaloberkommissare Hauke Steffens aus Oldenmoor und Dörte Westermann, die ich von der hiesigen Schutzpolizei holte, zu uns kamen, um den neuen Kader aufzubauen. Ich brauche Ihnen ja nicht zu verraten, dass ich mich selbst für solch eine Führungsposition nicht gerade als einen von der Natur befähigten Menschen halte. Mir ist sehr wohl bekannt, dass meine Beamten meine oft ungehaltene und schroffe Art missbilligen.« Er schaut Nili prüfend an und fährt dann fort. »Sehen Sie, der liebe Gott hat mich nicht gerade mit einer normalen Dosis an Langmut beglückt, im Gegenteil, meine Geduldschwelle ist eher niedrig ausgefallen. Etwaige Nachlässigkeit, Inkompetenz oder das Fehlen von schnellen und brauchbaren Hinweisen machen mich wütend, und entsprechend ungehalten sind meine Reaktionen. Mir ist nicht verborgen geblieben, dass man mich deswegen eher fürchtet als achtet und mich hinterrücks mit einem nicht gerade gefälligen Spitznamen bedacht hat. Ich sehe, Sie lächeln, geschätzte Frau Masal, und glauben Sie mir, ich bin darüber gar nicht einmal erbost – immerhin verfüge ich trotz allem über eine gewisse Portion Humor –, denn der ›Hein Gröhl‹ trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf!«