Читать книгу Berliner Filz. Der 27. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1962) онлайн
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Er überquerte die ehemalige Kaiserallee, nun in Bundesallee umbenannt. Die kannte er schon aus Kästners Emil und die Detektive. Vielleicht war es Kästner gewesen, der in ihm früh den Wunsch geweckt hatte, einmal zur Kripo zu gehen. Am Fußballplatz, kurz vor der Blissestraße, machte er halt, um den Spielern des 1. FC Wilmersdorf einen Augenblick lang zuzusehen. Dabei versuchte er sich daran zu erinnern, ob er in seiner Zeit bei Viktoria 89 einmal hier gespielt hatte, vor dem Ersten Weltkrieg noch oder während des Kriegs. Es fiel ihm nicht mehr ein. Jedes Spiel dauerte neunzig Minuten, dann wurde abgepfiffen. Betrachtete er sein Leben, dann war jetzt vielleicht schon die 86. Minute angebrochen, aber niemand kannte ja Tag noch Stunde.
Er schlenderte jetzt auf der südlichen Seite des Parks entlang und kam an der Kufsteiner Straße dicht am RIAS vorbei, einer der heiligen Kühe der West-Berliner. Seine Sendungen waren ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens geworden, ob es nun montags die Schlager der Woche waren oder die legendäre Krimireihe Es geschah in Berlin von Werner Brink. Es war ein Ritual, jeden Sonntag um Viertel vor elf Friedrich Luft mit seiner Stimme der Kritik und anschließend das Geläut der Freiheitsglocke zu hören. Aber auch andere Sendungen bestimmten den Alltag, so Berlin spricht zur Zone, Damals war’s, Geschichten aus dem alten Berlin, Die Rückblende, Kutte kennt sich aus, Onkel Tobias, Wer fragt, gewinnt mit Hans Rosenthal, Wo uns der Schuh drückt mit dem jeweiligen Regierenden Bürgermeister und natürlich Die Insulaner. Deren Lieder hatte er ständig im Ohr. Edith Schollwer sang das Insulanerlied. Er kannte sie alle: Günter Neumann schrieb die Texte, Bruno Fritz war der Herr Kummer, Joe Furtner der Professor Quatschnie, Walter Gross der Jenosse Funzionär, Tatjana Sais und Agnes Windeck gaben die Klatschdamen vom Kurfürstendamm.