Читать книгу Als die Oper mit Bier gelöscht wurde. Münchner Bilder und Geschichten von 1158 bis heute онлайн
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Ozapft is! OB Wimmer bei der ersten Nachkriegs-Wiesn 1950.
1950
Das bekannteste Löwengebrüll der Welt dröhnt seit 1950 über das Oktoberfest aus der Fassade des riesigen Löwenbräuzeltes: Eine 4,50 Meter große Löwenfigur hebt einen Maßkrug und brüllt »Löööwenbräu!« Der erste Löwe war noch eine flache, aus Sperrholz ausgesägte Figur, aus der längst eine tonnenschwere plastische Figur aus Pappmaschee geworden ist, für die seit den 70er-Jahren ein Polyesterüberzug für Langlebigkeit sorgt. Doch kaum hatte der Löwe zu brüllen begonnen, gab’s auch schon Ärger mit der Wirte-Konkurrenz: Sie protestierte gegen die »akustische Brauereireklame« und erwirkte 1952 sogar ein Brüllverbot. Wirt und Löwenbräu-Brauerei reagierten mit Humor: Der Löwe bekam ein großes Schloss vor sein Maul und seine Fensternische über dem Zeltportal wurde verglast und vergittert. So viel Bierernst passte aber nicht auf die Wiesn, ein Jahr später wurde der Löwe befreit und durfte wieder brüllen. Ziemlich in Vergessenheit geraten ist jedoch, wer diesem weltbekannten Löwen damals seine wuchtige Stimme gegeben hat, die bis heute unverändert zu hören ist: Es war der Löwenbräu-Stammgast Max Baumeister (1898–1974), der damals nach einer oder mehreren Maß Bier manchmal seine Bariton-Stimme erschallen ließ und beim Anstoßen mit seinem Maßkrug ab und zu ein donnerndes »Löööwenbräu« in die Runde sang. Die Löwenbrauerei nahm es auf Tonband auf und ließ es hinter dem Sperrholzlöwen erschallen. Max Baumeister bekam als Honorar 50 Mark und ein paar Maß Freibier. Seitdem ist der Eingang des Löwenbräuzeltes von Wiesnbesuchern umlagert, die nur eines hören wollen: »Löööwenbräu«.