Читать книгу Harzhunde. Kriminalroman онлайн
2 страница из 102
Fast fühlst du die Krallen
im Fleisch deiner Haut,
doch Schreie verhallen
so ganz ohne Laut.
Jäh ist die Erkenntnis
im spiegelnden Nass,
die Bestie, die zubiss,
sie tötet aus Spaß.
Sag denen, die bald um dich trauern und weinen
nicht Wolf oder Hund waren der Grund.
Dich mordete mit gierigem Schlund
ein grässliches Ungeheuer auf zwei Beinen.
Nané Lénard
1. Kapitel
Die Nacht hatte etwas Bedrohliches.
Nie zuvor war er sich dessen so bewusst gewesen wie in diesem Moment. Fliehende Schatten im Wechselspiel zwischen Finsternis und fahler Helligkeit, wenn der Mond für einen kurzen Augenblick durch die Wolkendecke brach. Mysteriöse Geräusche – Zischen, Jammern, Krächzen und Ächzen. Dazwischen immer wieder das Knistern und Knacken in seinem Rücken, nah und kurz darauf weit entfernt. Tiere? Oder waren es die Dämonen der Finsternis? Seine Dämonen?
Fast vier Stunden hockte Daniel Kranz schon hier oben auf dem Hochsitz. Angespannt lauschend und in die Dunkelheit starrend, nachdem das letzte Büchsenlicht der hereinbrechenden Nacht gewichen war. Das Gewehr griffbereit an die Bretterwand des kleinen Verschlags gelehnt. Hinter ihm der Wald, vor ihm die sanften Geländewellen mit den abgeernteten Getreidefeldern und dem breiten Wiesenstreifen dazwischen. Verschwimmende Konturen. Schemenhaft. Nur zu erahnen.