Читать книгу Reichtum verpflichtet онлайн
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»Also, wie geht es Juliette?«
Mit Omi Soize ist es bei meiner Ankunft immer der gleiche Einstieg, dabei beherrscht sie WhatsApp wie eine Göttin und spricht ständig mit meiner Tochter. Es liegt wohl daran, dass sie fernmündlich nur jedes fünfte Wort von ihr versteht, denn sie ist stocktaub, aber zu eitel, das zuzugeben.
»Und dir?«
»Bestens. Ich bin Chefin der Reproabteilung geworden, aber das habe ich dir schon x-mal erzählt, oder?«
»Du hast dich nicht verändert, was? Triffst du denn wenigstens Leute?«
»Wenn du mit Leute meinst: Hast du einen Kerl gefunden, der sich um Juliette kümmert?, lautet die Antwort nein. Ich brauche keinen. Meine Freundin Hildegarde und ihre Familie sind vollkommen ausreichend. Und meine Nachbarn. Der sechste Stock in meinem Haus ist wie hier, er ist wie ein kleines Dorf.«
Zeit, über meine Behinderung zu reden. Nach drei superschmerzhaften Operationen mit sechzehn, achtzehn und einundzwanzig und durch eine Reihe Metallplatten ist mein Rückenmark schwer beschädigt. Daran liegt es, dass ich nur so schleppend vorankomme und mich mit bis über die Oberschenkel reichenden Beinorthesen und zwei Stöcken aufrecht halte, die mir das Gehen ermöglichen. Ich habe ständig Schmerzen, aber dank der Härte von Omi Soize und weil man mich so oft Heulsuse geschimpft hat, habe ich gelernt, mich nicht zu beklagen, so nachhaltig, dass ich gar nicht mehr weiß, ob mir überhaupt was wehtut.