Читать книгу Tatort Ostsee. Sammelband Ostsee-Krimis онлайн
5 страница из 262
»Jetzt hast du wieder Farbe im Gesicht. Gleich ist es besser«, erklärte er mitfühlend.
Sie atmete tief durch und tastete nach den Wannenrändern, um sich aufzustützen. »Ich muss schlafen. Bitte!«
Da war so ein Flehen in ihrer Stimme, das ihm gar nicht passte. Auch wenn sie zweifellos müde war, musste sie doch jetzt nicht weinerlich werden. Wasser war doch ihr Element. Ihr jämmerlicher Anblick machte ihn ein bisschen ärgerlich. Sie versuchte tatsächlich sich hochzuziehen, aber er hatte damit gerechnet. Schnell beugte er sich zu ihr hinunter und legte seine Hände um ihre Schultern. Sie streckte Hilfe suchend die Arme aus. Glaubte sie denn wirklich, dass er ihr wieder raushelfen würde? Jetzt, wo er sie endlich hier hatte? Als er sie tiefer drückte, öffnete sie irritiert die Augen. Selbst als sie unter Wasser war, starrten diese Augen ihn noch fassungslos an. Plötzlich war sie voller Energie. Wo nahm sie nur die Kraft her? Vor ein paar Minuten war sie doch kaum noch bei Bewusstsein gewesen. Sie kämpfte verzweifelt. Er hatte sie unterschätzt. Sie wand sich wie ein Fisch und schlug mit Armen und Beinen um sich. Sie trug noch immer ihren Neoprenanzug. Es war nicht einfach sie in dem engen Ding zu fixieren. Langsam stieg eine maßlose Wut in ihm auf. Warum musste sie es ihm so schwer machen? Er tat das hier doch nicht zum Vergnügen. Es musste sein. Der Gewissheit wegen. Plötzlich ließ sie sich zur Seite rollen und packte seinen linken Unterarm. Mit aller Kraft drückte sie dagegen. Seine Hand rutschte für einen Moment von ihr ab. Sie nutzte die Gelegenheit und bäumte sich auf. Sie versuchte zu schreien, doch ihrer Kehle entrang sich nur ein müdes Krächzen. Sie verpasste die Chance, neuen Atem zu holen, bevor er sie wieder unter Wasser drückte. Er konnte fühlen, wie ihre Kräfte schwanden. Es war fast komisch. Sie versuchte tatsächlich, unter Wasser zu atmen. Natürlich musste sie husten. Aber diese angstgeweiteten Augen passten nicht in sein Bild. Nein, so hatte er das nicht geplant. Sie sollte doch glücklich sein. Mit diesem Gesichtausdruck konnte sie ja Kinderherzen zu Eis gefrieren lassen. Er riss sie wütend hoch. Sie musste doch kapieren, um was es eigentlich ging. Sie spuckte Schaum und rang verzweifelt nach Luft. Er bemühte sich, seine Liebe in seine Stimme zu legen. »Was ist denn?«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du liebst das Wasser doch. Du sollst in Frieden schlafen. Wehr dich nicht dagegen. Schlaf. Schlaf einfach ein!«