Читать книгу Leere Hand. Vom Wesen des Budo-Karate онлайн
13 страница из 57
Auf ähnliche Weise ist Kanō Jigorō (1860-1938) vorgegangen, als er aus dem überlieferten Jūjutsu alle Würfe (nage waza) und Schläge (atemi) eliminierte, mit denen man töten konnte, und so das Kōdōkan-Jūdō entwickelte. Dies waren Ergebnisse, wie sie die Bewegung zur kulturellen Reform (bunmei kaika) im Prozeß der Modernisierung Japans angestrebt hatte.
Allerdings blieben im Shitō-Karate viele alte Kata erhalten. Und auch in den von Meister Itosu reformierten Kata waren etliche Techniken verborgen, die nur mündlich als Geheimwissen überliefert worden waren, darunter einige recht grausame Tötungstechniken. Einer meiner engagiertesten Schüler, Terada, leitete manchmal das Training im Schul-Karateverein, dem auch sein Sohn angehörte. Er erzählte mir einmal lachend, daß sein Sohn sich beschwert habe: »Papa, dein Karate ist immer gegen die Regeln!« Das berührt die Frage, ob man solche gefährlichen Techniken wirklich lernen muß, ob also eine kampftechnische Ausbildung sinnvoll ist, die die Grenzen der Selbstverteidigung überschreitet. Wie bereits erwähnt, gehört der Angriff im Rahmen der Verteidigung zum Wesen des Karate. Tatsächlich gibt es einen Grenzbereich beim Studium des Karate, in dem es darum geht, Kampftechniken beherrschen zu lernen, mit denen man auf sehr effektive Weise töten kann. Damit begibt man sich in die Welt des Budō. Dieses Problem ist der wichtigste Gegenstand dieses Buches. Zunächst möchte ich mich aber zu heutigen Werten und zur allgemeinen Funktion des Karate äußern.