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Ortsveränderungen

Jede Kata wird entlang bestimmter Grundlinien ausgeführt, Embusen genannt. Zudem hat sie einen zentralen Punkt, das Kiten. Genau genommen sollte jede Kata mit dem Gesicht nach Norden beginnen und enden, was auch für die Taolu des Wushu oder für das Taijiquan gilt. Doch dies wird heute nur noch sehr selten berücksichtigt, bzw. ist sogar in Vergessenheit geraten. Die Verbindung der Kata mit den vier Himmelsrichtungen und damit dem Universum erinnert an die ursprüngliche Absicht, die Bewegungen in Zusammenhang mit einem Regenerationszyklus kosmischer Kräfte zu bringen. Der Ursprung dieser Herangehensweise stammt aus China. Im modernen Karate ist man sich dessen nicht mehr bewußt.

Generell ist auch der Anfangsort der Kata derselbe, an dem die Kata endet. Man berücksichtige, daß der Karateka hier mit Blick zum Shômen steht. Hierauf werden sich auch die Beschreibungen der Bewegungsabläufe auf den folgenden Seiten beziehen.

Inneres Empfinden

Es geht darum, beim Ausüben einer Kata unaufhörlich das Gefühl zu haben, sich im Kampf zu befinden. Man muß versuchen, jeden Abschnitt der Kata zu verstehen. Es gibt eine ständige Wechselbeziehung zwischen dem inneren Verstehen einer Kata und der Meisterung ihrer äußeren Form. Jede Bewegung, jeder Rhythmuswechsel, jeder Stop erklärt sich aus dem Gesamtzusammenhang und tritt genau im richtigen Moment auf. Man muß den Rhythmus der Kata suchen und respektieren, sei er langsam oder schnell. Dies gestattet einem, den »Augenblick am Schopf zu fassen«, den Gegner zu übertrumpfen. Es gibt keine Stillstandzeiten. Selbst, wenn einem die Kata einen Augenblick des Innehaltens auferlegt, muß man dabei einen wachen und aufmerksamen Geist (Zanshin15) bewahren. Hinter jedem ausgeführten Schlag steht immer der Geist, der ihn beabsichtigt. Man sagt, daß sich der Geist zu Beginn »in allen vier Ecken« befindet – unfokussiert, aber bereit, in jeder Richtung einzugreifen. Doch mit der ersten Bewegung der Kata richtet er sich durch den ersten Gegner hindurch aus, ohne aber vollständig die Aufmerksamkeit aus den anderen Richtungen abzuziehen. Am Ende der Kata verweilt der Geist noch ein wenig beim letzten, besiegten Gegner, bevor er sich entspannt. Die Bewegungsfolgen müssen von ein und derselben Empfindung durchdrungen sein: Angreifen, kontern, blocken – alles erfolgt mit dem Gefühl, den Gegner zu umwickeln, sich an ihn zu heften, bis zum Ende, und ihn allein durch den Geist zu besiegen. Zumindest sollte man nicht an die Technik, die man gerade ausführt, denken, sondern an jene, die folgen (könnten). Durchlebt man eine Kata auf diese Weise, geht es in erster Linie um den Kampfgeist und erst in zweiter Linie um die Einzelheiten der Positionen. Der Blick ist scharf, flink und entschlossen und in Richtung der Handlung ausgerichtet. Er begleitet die Aktionen unaufhörlich, nimmt sie oftmals voraus und wird niemals gesenkt, auch nicht, während man sich umwendet. Das Gesichtsfeld muß so weit wie möglich sein. Dies erreicht man, indem man keinen bestimmten Punkt fixiert. Der Blick ist sozusagen »auf ein weit entferntes Gebirge« gerichtet; man sieht durch den Gegner »hindurch« (Enzan no metsuke)16 .

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