Читать книгу Die Bestie vom Schlesischen Bahnhof. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der 1920er Jahre онлайн
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Der Beamte fragte das Mädchen, was ihm fehle. »Hat dir der Herr Großmann etwas zuleide getan?«
»Er hat mir zwischen die Beine gefasst und wollte mir dann …«
»Da sehen Sie es!«, rief die Frau von der Sozialkommission.
»Der Mann gehört hinter Gitter, aber sofort.«
Karl Großmann fuhr auf. »Is det nun die Dankbarkeit, die ein Mensch kann erwarten, wenn er anderen helfen tut, wenn se in der Gosse liegen! Uff der Straße hab’ ick die Suse jefunden, und halb verhungert is se jewesen. Da bin ick jekommen und hab’ se satt gemacht, det Meechen. Keina hat sich jekümmert um sie. Nie hab’ ick dran jedacht, ihr Böset zu tun, aba jewaschen hat sie werden jemusst, so wie sie bei mir oben jekommen is. Wo se hat so ville Angst vor’t Wasser, da hab’ ick se selba waschen jemusst. Eina muss det ja ma tun. Nicht Sie vom Amt – wo sind Se denn jewesen die ganze Zeit üba? Und wat hat se uff’m Leib jehabt? Lumpen hat se uff’m Leib jehabt. Da liegen se noch. Möchten Se vielleicht in solche Lumpen rumlaufen? Welcha Mensch möchte det schon. Kleida machen Leute, wissen Se doch, Se sind doch beidet jebildete Menschen. Ick kenne doch die Menschen, kommen doch alle bei mir und koofen wat. Der Direktor will ’ne Wurst, der Bettler will ’ne Wurst. Der eene hat ’n jroßes Portemonnaie, der andre holt die Jroschen aus’m Hut, aba Menschen sind se alle. Und alle Menschen ham Hunger, auch die Suse hier. Und alle Menschen müssen Kleidung ham, sonst erfrieren se. Jetzt in März is et ja noch bitterkalt draußen. Da hab’ ick die Kleider von meine verstorbene Frau aus’m Schrank jeholt und se jeschenkt der Suse hier. Und wegen die Sache werd ich nun behandelt wie ’n Verbrecher! Da möchte man ja vor Wut die Wände hochgehen. Aber so isset nu mal: Undank ist der Welt Lohn.«