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Nun, wo sich die magische Kraft meiner Worte entfaltet, öffnet sie zögerlich auch meinen Brief, den sie schon eine Woche mit sich herumträgt. Und das alles sozusagen zwischen Tür und Angel.

Da sie immer noch wie auf der Flucht wirkt, frage ich vorsichtshalber, ob sie heute noch etwas vorhabe. „Dann machen wir eben einen Termin zur Erläuterung der Vermessung und für die Unterschrift.“

Nein, sie müsse noch schnell auf ihren Acker zum Hacken. Es sei ein Kreuz mit ihrem Haus, wo sie keinen Garten dran habe, stattdessen einen Friedhof. Deshalb gäbe es noch ein Stück Grabeland am Ortsende.

„Ein Friedhof ist doch gut“, höre ich mich wahrhaftig sagen, „da hat man es mal nicht so weit.“

Aber auch dieser Scherz verhallt. Sie hat es eilig: „Geben Sie schon her, wo muss ich unterschreiben?“ Bis heute wusste ich gar nicht, wie stressig das Landleben sein kann.

Das eigenartige Wort Grabeland hallte noch lange in mir nach. Dabei ist es weder ungewöhnlich noch dialektgebunden. Laut Bundeskleingartengesetz wird ein Grundstück, das vertraglich nur mit einjährigen Pflanzen bestellt werden darf, als Grabeland bezeichnet. Da darf man halt nur ein wenig graben, wie in einem Sandkasten. Genau diese Assoziationen zum Kindesalter weckt dieses Wort. Der Sandkasten war mein fantastisches Grabeland. Dort entwickelte ich magische Kräfte, die aus Sand Autobahnen und Tunnel, Burgen und Schlösser, herrlichste Kuchen und Torten entstehen ließen.

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