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Distillery District
Gut möglich, dass hier gleich der Fabrikbesitzer in Frack und Zylinder um die Ecke biegt, wo seine Droschke mit angespannten Pferden samt Kutscher auf ihn wartet. Solche Kopfkino-Szenen entstehen schon nach den ersten Minuten in Torontos Distillery District – inmitten sattwarmer viktorianischer Rotklinkerbauten, verwitterter Rumfässer und leise im Wind quietschender Kran-Dinos. Das weitläufige Gelände mit 47 Produktions- und Lagergebäuden war um 1900 die größte Schnapsfabrik der Welt: Acht Millionen Liter Sprit flossen hier in den besten Jahren aus den Tanks – vor allem in Richtung USA und Südamerika. Doch der Erste Weltkrieg und vor allem die US-Prohibition der 1920er-Jahre waren dann die Anfänge vom Ende. Nach mehreren Fusionen, Produktionsauslagerungen und Umstrukturierungen wurde die „Dis“, wie die Torontonians sagen, 1990 geschlossen. Seit 2003 beherbergt sie Galerien, Cafés und kleine Stöberläden. Blackbird Vintage etwa ist eine Fundgrube für „Alte-Zeiten-Schwärmer“ und Flohmarktfans: Opas Schreibmaschine steht da, Seifen und Düfte von früher sind im nachgebauten Lilians Beautyshop drapiert. Bei Soma gibt es erlesene Schokoladenspezialitäten aus eigener Manufaktur, raffiniert gemixt mit Chili-Pfeffer, Orangenschale und Vanille oder Trüffel veredelt mit Olivenöl. Pfiffige Filztaschen von Ladymosquito oder coole Ringe und Ketten von Filip Vanas findet man bei Corktown Design. Für große Marken und die in jedem Shoppingcenter ansässigen Ladenketten hingegen gilt im Distillery District dasselbe wie für Hunde beim Schlachter: „Wir müssen leider draußen bleiben“.