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Und jetzt hat sie es nicht einmal mehr auf ihre Matratze geschafft.
Die Schlange nähert sich ihr: langsam, lautlos, mit gelegentlichen seitlichen Ausweichmanövern, aber zielsicher und beständig. Das schwarze, fleckige Kettenmuster auf dem Rücken hebt sich trotz der zunehmenden Dunkelheit im Raum deutlich vom erdbraunen Grundton ab, und als sich Kopf und Oberkörper aufrichten, scheint der weiße, gesprenkelte Bauch beinahe von innen her zu leuchten. Luzifer: der Leibhaftige, der Lichtbringer. Wie Vater und Mutter gehört Meera der christlichen Minderheit an, das Bild des Satans als Schlange ist ihr nicht unbekannt. Aber sie ist weit davon entfernt, sich zu fürchten. Weder vor dem Kuss des verkleideten Teufels noch vor dem Biss einer echten Schlange.
Sie hat diese Art schon öfter gesehen, jeder in der Gegend würde sie erkennen. Bei der Feldarbeit stellt die Kettenviper die mit Abstand größte Gefahr dar. Einerseits wegen ihrer enormen Giftigkeit, welche die Blutzellen binnen Sekunden zu zerstören vermag und Gehirnblutungen oder akutes Nierenversagen auslöst, andererseits wegen ihrer Vorliebe, in den Wiesen und Äckern nahe den menschlichen Siedlungen nach Mäusen zu jagen. Die bekanntere Brillenschlange ist dagegen vergleichsweise harmlos, sie scheut die Nähe des Menschen. Manchmal, vor allem zwischen Juli und Dezember, wenn die aggressiven Jungvipern gehäuft auftreten, versuchen die Vorarbeiter mit Stöcken und lauten Rufen die Felder zu säubern, bevor die Arbeiter, in der Hauptsache Frauen, beginnen. Dennoch gibt es jedes Jahr etliche Tote bei der Ernte, das ist Teil des ländlichen Lebens hier, und niemand regt sich darüber auf – bei wem auch?