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Stattdessen war eines Tages dieser alte Mann in der Tür gestanden und hatte sie mitgenommen. Gerade einmal hundertfünfzig Kilometer betrug die Strecke von der großen bis zur kleinen Stadt, aber die Busfahrt dauerte fast vier Stunden. Stunden, in denen sie im Mittelgang auf dem Boden kauerte und sich krümmte vor Schmerzen. Bis sie endlich mit den anderen Frauen in jener Hütte untergebracht wurde, wo sie seither lebt, ohne arbeiten zu müssen. Von den Leuten hier wird sie mit dem Wichtigsten versorgt, sogar Tabletten und Spritzen gibt man ihr, wenn die Schmerzen gar zu schlimm werden. Wann in ihrem Leben war ihr dieser Luxus gegönnt gewesen: zu leben, ohne sich dafür abschinden zu müssen?
Jetzt ist es zu hören, worauf Meera längst schon gewartet hat: das alles durchdringende Zischen, mit dem die Viper den Angriff einleitet. Den Flug der Schlange, wie man es nennt, wenn eine Kettenviper beim Zustoßen nahezu mit ihrem gesamten Körper vom Boden abhebt.
Die großen goldgelben Augen mit den senkrechten Pupillen wippen jetzt keine Armlänge von Meeras Kopf entfernt hin und her. Auch die Iris des Tiers scheint zu leuchten, zwei Lämpchen bei hereinfallender Nacht. Eigentlich bist du wunderschön, denkt sie. Trotz der fürchterlichen Krämpfe im Unterleib muss sie lächeln.