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Der Beginn in den Pyrenäen

Dichte Laubbäume bilden ein grünes Gewölbe. Der Pfad ist steil und ermüdend. Die erste Tagesetappe gleicht einem Kraftakt: Vom kleinen französischen Grenzort St. Jean-Pied-de-Port muss man die Pyrenäen überqueren bis auf die spanische Seite. Dreißig Kilometer und 1057 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Unterwegs keine Raststätte, erst im Kloster Roncesvalles gibt es ein Refugio, eine Pilgerherberge.

Der Rucksack ist schwer, die Wanderschuhe drücken – ich bin noch nicht aufs Laufen eingestellt und kann mir kaum vorstellen, wie ich den 800 Kilometer weiten Weg bis Santiago schaffen soll, wo mir die ersten Schritte bereits solche Qualen bereiten.

Vom Glauben kann ich keine Stärkung erwarten, da ich in meiner Kindheit nicht religiös geprägt wurde. Warum aber pilgere ich dann? Als ich vom Jakobsweg hörte, war ich sofort fasziniert. Ich wollte die geheimnisvolle, magische Anziehung dieses Weges erfahren, erspüren, erfühlen. Warum hat er tausend Jahre überlebt? Warum sind Millionen und Abermillionen Menschen nach Santiago gepilgert? Menschen mit ihren Wünschen und Hoffnungen, ihren Sehnsüchten und Verzweiflungen. Es war mir, als würde ich die vergangenen Schatten noch sehen, ihre verstummten Stimmen hören – als sei da eine Kette von Menschen, die aus dem 9. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart reicht.

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