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„Ja, warum?“

„Ich frage deshalb, weil Sie dann freundlicherweise in Sankt Margarethen bei den Greves vorbeifahren könnten, um sie möglichst schonend zu informieren. Ich fände es schrecklich, wenn die nächsten Angehörigen so etwas zuerst aus der Presse erfahren würden.“

„Ja ich übernehme das, wenn es auch für mich keine leichte Aufgabe sein wird. Wann erfahren es die Medien?“

„Auf der Pressekonferenz, und zwar am Montag um zehn Uhr.“

„Darf ich dann Frau Sieberth vom Tageblatt informieren?“, drängt Steffi. „Anja hat es sich doch verdient, oder?“

„Nun gut“, meint Sierck nach kurzem Überlegen, „aber weder Nennung des Namens noch Abdruck des Fotos vom Getöteten; nur so weit: Der Polizei sei bereits die Identifizierung der Leiche wider die von den Tätern beabsichtigten Verschleierungsversuche gelungen. Und kein Wörtchen über die Bar in der Halle 400. Und noch etwas: Diese Nachricht darf frühestens in der Morgenausgabe des Tageblatts am Montag erscheinen!“

Da hatte mir der Herr Kriminalrat eine wirklich unliebsame Mission auferlegt, die mir während der gesamten Fahrtzeit nach Sankt Margarethen gedanklich bevorstand. Um wenigstens für mich das Drama der Greves ein wenig erträglicher zu gestalten, rief ich vor meiner Abfahrt aus Kiel Tochter Swantje in ihrer Praxis an, um sie vorzuwarnen und sie zu bitten, mir bei der bevorstehenden, so schwierigen Aufgabe beizustehen. In ihrem Wagen wartete sie an der Einfahrt des Dorfes auf mich. Ich fuhr ihr hinterher bis zum netten Einfamilienhaus am Osterbüngeweg. Es folgte eine herzzerreißende Szene, die sich da abspielte, als ich den Eltern von Thomas’ Tod berichten musste. Die Mutter erlitt einen Nervenzusammenbruch und man rief den Arzt, Dr. Günther Vollmert, der glücklicherweise um die Ecke wohnt und ihr eine Beruhigungsspritze gab. Ich versuchte meine Gefühle so gut es ging zu beherrschen. In all meinen Jahren als Polizistin konnte ich immer noch nicht jenes tiefe Mitleid von mir fernhalten, das ich stets gegenüber den von solchen Schicksalsschlägen betroffenen Hinterbliebenen empfinde. Wie leichtfüßig raten mir dazu Psychologen und seelische Betreuer, ich solle doch die gebotene Distanz zu den Opfern wahren und mich mit deren Schmerz nicht allzu sehr identifizieren. Tut mir leid, ich schaffe es immer noch nicht ganz, so sehr ich mich auch darum bemühe!

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