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Es war schon dunkel und es regnete heftig. Ich fuhr sehr langsam mit Tränen in den Augen auf der B 5 nach Hause und wäre dadurch beinahe auf den unbeleuchteten Anhänger des Riesentreckers von Bauer Bohne aufgefahren, der da mit einer Reifenpanne halbwegs am Straßenrand abgestellt worden war. Ich hielt an und sah mich um. Solch ein Leichtsinn, nicht einmal ein Warndreieck! Ich ging zurück zu meinem Cross Polo, stellte die Blinklichter an und rief bei meinen ehemaligen Kollegen in der Polizeistation in Oldenmoor an. Etwa zehn Minuten später kam schon der Streifenwagen angefahren mit Polizeiobermeister Willi Seifert am Steuer. Große Wiedersehensfreude nach längerer Zeit. Dann fuhr ich weiter und kam endlich bei meiner lieben Omi Clarissa und Mutter Lissy in unserem trauten und gemütlichen Onkel Suhls Haus an. „Da bist du ja, Nili!“, rief meine Abuelita erfreut – wie immer auf Spanisch – und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.2

Ima kam gerade aus der Küche und erfreute mich mit der Ankündigung, dass es heute zum Abendessen einen Chairo gibt. Schlachtermeister Reimers hätte ihr extra dafür schon gegen Mittag frisch geschlachtetes Lamm- und Rindfleisch auf den Eulenhof geliefert. Ich freute mich sehr darauf, denn obwohl es für diese typisch bolivianisch indigene und sehr dicke Suppe naturgemäß hier in Deutschland an einigen wichtigen Zutaten mangelt, haben die beiden Küchenfeen es durch geschickte Ersatztaktik geschafft, dem Original ziemlich nahe zu kommen. Jedenfalls ist der kräftige und reichhaltige Eintopf gerade das Richtige für einen dunklen norddeutschen Wintertag wie heute. Sogleich meldete ich, dass wir mit dem Essen nicht auf Waldi warten sollten, denn dieser hatte mir noch kurz vor meiner Abfahrt per SMS mitgeteilt, dass er erst morgen zum Frühstück hier erscheinen werde. Schade, ich hatte mich schon so sehr auf das Einschlafen in seinen Armen gefreut! Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Furchtbar erschüttert waren Abuelita und Ima, als ich ihnen beim Abendessen von Thomas Greves Ermordung berichten musste. Übrigens, Imas Chairo schmeckte exzellent und war auch ganz schön scharf! Und nun gute Nacht, liebes Tagebuch!

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