Читать книгу Bangkok Oneway онлайн
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»Wie jetzt? Hast du doch selbst gekündigt?«, fragte Rainer erstaunt.
»Sie ist mir ein paar Sekunden zuvorgekommen und hat mich rausgeschmissen!«
Dagmar mischte sich ein:
»Wer ist denn diese Stäffenny?«
Ute sah erst Rainer und dann, nach kurzem Zögern, Dagmar an. Dann fing sie an zu erklären:
»Stefanie Conner ist meine Vorgesetzte beziehungsweise war meine Vorgesetzte.«
»Sie hat ihr den Job ausgespannt, dieses Miststück!«, fügte Rainer hinzu.
»Das stimmt doch gar nicht, Rainer!« Ute wandte sich wieder Dagmar zu.
»Ich war jahrelang Reiseleiterin hier in Thailand. Zunächst waren die Rundreisen noch relativ abenteuerlich. Es wurde in mehr oder weniger schlechten Bussen gefahren, viel Improvisation und Spontaneität war gefordert und auch die Gäste waren darin einbezogen. Ich erinnere mich zu gerne an eine Tour, auf der der Bus nicht anspringen wollte. Hätten wir auf einen Ersatz gewartet, dann wäre uns ein ganzer Tag verloren gegangen, also packten alle Gäste mit an, um den Bus anzuschieben. Nach jedem Stopp wieder aufs Neue. Wir haben da ein richtiges Zeremoniell draus gemacht, mit beschwörendem Einreden, Räucherstäbchen und Blumenschmuck am Kühlergrill. Gegen Ende der Reise hatte unser Hokuspokus tatsächlich Wirkung gezeigt und das Fahrzeug sprang wieder von selbst an. Es war eine tolle Zeit. Dann ging mir der Wandel der Thailandtouristen mehr und mehr auf die Nerven. Ich wechselte in andere Länder wie Indien, Nepal und Indonesien. Als die Stelle der Niederlassungsleiterin Thailand vakant wurde, rief mich die Firma nach Bangkok. Vier Jahre lang saß ich fast ausschließlich in einem klimatisierten Büro und bekam kaum etwas vom Sonnenlicht mit. Deshalb beantragte ich eine Versetzung auf eine andere Stelle irgendwo im Konzern. In den letzten Jahren hatte es Veränderungen in der Firmenzentrale gegeben. Wir sind an die Börse gegangen und all die guten Leute, mit denen ich von Beginn an zu tun hatte, alle, die ich kannte und die mich kannten, sind abgewandert. In leitende Positionen waren Manager vorgedrungen, die vom Reisen und von den Besonderheiten der fremden Länder überhaupt keine Ahnung hatten. Es wurde ständig alles umorganisiert, nur des Umorganisierens wegen. Und dann kommt da auf einmal dieses blondierte Fräulein Conner angewackelt, Beautycase größer als ihr Reisekoffer, und will unserem seit Jahren eingespielten Team erklären, wie man Reiseleitung macht. ›Nennt mich einfach Stäffenny, ganz unkompliziert. Wir repräsentieren Spaß und gute Laune.‹ Dieses Weibsstück hatte mich von Anfang an auf dem Kieker. Erstens, weil ich all das in- und auswendig kannte, was sie erst noch mühsam erlernen musste und zweitens, weil ich beliebt bin. Bei den Kollegen, den Gästen und den Geschäftspartnern. Stefanie Conner ist eine Siebenundzwanzigjährige ohne jegliche Auslandserfahrung und ihr wurde die Leitung von Martan Travel Thailand übertragen. Ich musste ihre Fehler korrigieren und davon gab es viele. Ist doch klar, dass sie damit ein Problem hat! Im ersten halben Jahr hat sie mich noch auf Rundreise geschickt, weil sie zu wenige Leute hatte, aber seitdem lässt sie mich nur noch die Drecksarbeit machen und schikaniert mich, wo sie kann.«