Читать книгу In der Falle. Kappes 15. Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1938) онлайн
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Hartmut gibt nicht auf. «Wenigstens einen Tesching könntest du mir bewilligen», murrt er.
Da lacht sogar der Kleine. «Damit kannste höchstens auf Spatzen schießen, aber keine Verbrecher jagen!» Um Zustimmung heischend, sieht Karl-Heinz seinen Vater an.
Der sagt: «Schluss mit dem Thema! Heute ist erster Osterfeiertag, da schweigen alle Waffen.»
Jedenfalls möchte er das gerne. Das Bild des erschossenen Kollegen geht ihm nicht aus dem Sinn. Wer will schon so enden? Ein Beifahrer, den die Räuber im November angeschossen und ausgeraubt hatten, war erst vor drei Wochen als Invalide aus dem Krankenhaus entlassen worden. Und am 19. Februar, fünf Wochen nach dem Spektakel von Hangelsberg, hatten die Autoräuber wieder mit größter Dreistigkeit eine Baumfalle errichtet. Acht Fahrzeuge sammelten sich auf beiden Seiten, doch die Räuber blieben unsichtbar - verscheucht vom ersten Pkw mit einer Polizeinummer. Seitdem hatten sie sich noch nicht wieder gerührt.
Für die Kriminalgruppe M ist das Jahr 1937 anfangs ruhig verlaufen. Den dreifachen Mörder aus der Joachimstraße haben sie wie erwartet mit ihren gewohnten kriminalpolizeilichen Methoden innerhalb von drei Tagen zu einem Geständnis gebracht, und Gennat und seine Mannen dürfen sich wieder allgemeiner Anerkennung erfreuen. Das ist auch nötig, denn der Druck auf die Kriminalpolizei von Himmlers und Heydrichs Seite verstärkt sich seit Schaffung der Sicherheitspolizei, kurz Sipo, spürbar. Das Geschwafel über notwendige rassenbiologische Voraussetzungen und weltanschauliche Bekenntnisse jedes einzelnen Beamten nimmt überhand. Bezüglich seines und Klaras «arischen Nachweises» braucht Kappe keine Schwierigkeiten zu befürchten. Die Kirchenbücher in Wendisch Rietz bestätigen die urdeutsche Abstammung. Mit einer kleinen Ausnahme: Klaras Großvater war unehelich geboren und erst als Achtjähriger von dem späteren Ehemann der Urgroßmutter anerkannt worden. Kappe kann rechnen. Der Großvater war 1841 geboren, sein vorgeblicher Erzeuger 1827. Aber niemand hatte den vierzehnjährigen Vater beanstandet.