Читать книгу Im März färbte sich der Frühling braun. Nili Masal ermittelt (4), Roman онлайн
45 страница из 69
»Wieso, Herr Kriminaloberrat, sind Sie denn alleinstehend?«, fragt Omi Clarissa.
»Ach, wissen Sie, gnädige Frau, auch wir wurden das Opfer der vermaledeiten Nazis. Zwar keineswegs mit Ihrem Schicksal zu vergleichen, aber dennoch wurden auch wir gegen Kriegsende vom Hass der polnischen Nachbarn in Oberschlesien gejagt und verfolgt. Ich kann es ihnen keineswegs verdenken, zu viel Unrecht und Tod haben Deutsche den Polen in jenen bösen Jahren zugefügt, das ist wahr, aber auch wir – die nichts Unrechtes getan hatten – mussten dafür bitter büßen. Als damals Willy Brandt in Warschau auf den Knien um Vergebung bat, hätte ich mich am liebsten neben ihn gekniet. Es war für mich eines der tiefsten Erlebnisse meines Lebens. Jedenfalls, kurz bevor die Russen einmarschierten, wurde mein Vater, in dritter Generation Inhaber einer Ziegelei in Kochlowitz bei Katowitz, von einigen dort unter schmählichen Bedingungen schuftenden KZ-Insassen erschlagen. Durch das energische Eingreifen eines polnischen Vorarbeiters erlaubte man meiner Mutter und uns vier Kindern, unsere Siebensachen auf einen Pferdewagen zu laden, und jagte uns davon. Wir schlossen uns einem Treck von Flüchtlingen an und entkamen glücklicherweise der stets vorrückenden Roten Armee um eine Nasenlänge. Ich war der Jüngste, aber meine älteste Schwester erfror unterwegs und meine Mutter zog sich eine Lungenentzündung zu und starb, kurz nachdem wir endlich in dem zerbombten Deutschland angekommen waren. Auch eine meiner beiden verbliebenen Schwestern hat nicht mehr lange gelebt, die andere ist in Honigfleth verheiratet, deren Ehe blieb aber kinderlos. Ich hatte Glück und wuchs in Marne bei einem entfernten Verwandten meiner Mutter auf. Mein Abitur machte ich dann in Itzehoe und schlug daraufhin die Polizeilaufbahn ein. Ich war nur kurz mit einer sehr lieben Frau verheiratet, die leider bei der Geburt unseres ersten Sohnes starb. So bin ich allein geblieben, habe mich aber daran gewöhnt.«