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«Herr, sieh unser Elend, und hilf uns!»

«Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken!»

Günther und Annegret Kühn waren in ihrem Faltboot, einem Pouch WEZ 80, gegen 21 Uhr in Kinnbackenhagen gestartet, einem kleinen Ort am Barther Bodden, genau gegenüber dem östlichen Ende der Halbinsel Zingst. Vorher hatten sie lange gerechnet. Vom Darßer Ort bis nach Gedser waren es etwa 36 Kilometer, von Prerow bis zum Gedser Feuerschiff nur 25 Kilometer, von Zingst bis zur dänischen Insel Møn aber bereits 60 Kilometer. Sie hatten im letzten Sommer wie auch in diesem Frühjahr jede freie Stunde genutzt, um auf den märkischen und mecklenburgischen Gewässern zu trainieren, und dabei sechs Kilometer in der Stunde mühelos geschafft. Aber die Ostsee war von anderem Kaliber als der Wolziger See, und jetzt war auch noch ein Sturm aufgekommen, den kein Wetterbericht vorausgesagt hatte. Mit dem Wind wuchsen die Wellen.

Günther Kühn hatte seinen Kompass vor sich auf dem Verdeck befestigt, doch es war unmöglich, die Nadel zu erkennen. Laut Gebrauchsanweisung hätte sie im Dunkeln leuchten müssen, doch das tat sie nicht. Irgend- wie musste Seewasser in das Gehäuse eingedrungen sein und die Phosphorbeschichtung angegriffen haben. Mond und Sterne waren hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden. Da hätte auch ein erfahrener Seemann den Kurs nicht halten können. Ihm war, als würden sie ständig im Kreis herumfahren.

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