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„Ich gebe dir mein Wort, sei beruhigt. Aber noch etwas möchte ich gern von dir erfahren: Wie bist du überhaupt hierhergekommen?“

„Nach dem Tod meiner Eltern wohnte ich zunächst bei meiner Tante, die ist Libanesin. Dann zogen wir nach Beirut und blieben einige Wochen bei ihren Angehörigen. Plötzlich ging der Krieg auch dort wieder los. Wie ich schon sagte, Christen schießen auf Moslems und diese zurück auf die Christen. Einer meiner Cousins schlug vor, nach Europa zu fliehen, damit wir endlich aus dieser Scheiße herauskommen. Er bezahlte achttausend Euro an eine Schlepperbande, die uns in einem verrosteten Kahn über das Mittelmeer in fast drei Wochen Fahrt bei Sturm, Hunger und Durst hinüber nach Spanien brachte. Es grenzt an ein Wunder, dass das marode Schiff nicht untergegangen ist. Als die spanische Guardia Civil unser Boot aufbrachte, sprangen einige Flüchtlinge über Bord, darunter auch mein Vetter, der dabei ertrank. Als wir an Land kamen, wurden wir eingesperrt. Im Camp lernte ich einen algerischen Typen namens Jussuf kennen. Der hatte wohl Verbindung zu Mattis Bande, denn er organsierte meine Flucht aus dem Lager sowie meine Weiterreise in einem Früchtetransport-Lastzug von Murcia bis nach Hamburg. Ich war zusammen mit einer Kokainsendung hinter einigen Apfelsinenkisten versteckt. Der eine Russe, Jiri, holte mich am Hamburger Großmarkt ab und brachte mich nach Kiel. Matti nahm mir sofort meinen Dschawatz safar – meinen palästinensischen Reisepass – weg. Man brachte mir einige Worte auf Deutsch bei, dann wurde ich mit Mustafa losgeschickt und musste Drogenkunden unter den Jugendlichen an den Schulen suchen und sie – wie auch immer – zum Kauf animieren. Später begann Matti mit der gezielten Suche nach potenziellen Opfern in den Regionalzügen, in denen man gleichzeitig Schüler und Studenten traf. Den Rest kennt ihr ja bereits.“

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