Читать книгу Tatort Alpen. Sammelband Alpen-Krimis онлайн
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»Was machst du dann jetzt?«, fragte Birne.
»Wie, was mach ich jetzt? Ich sitz mit euch hier und red.«
Simone lachte.
»Wovon lebst du?«
»Von Luft und Liebe. Liebe. Für euch ist das immer so entscheidend: Wer du bist, ist definiert durch das, was dir das Geld bringt. Du isst kein Geld, du bist nicht dein Geld, Alter. Kapier das.«
Endlich Simone: »Aber wenn gar keiner mehr arbeitet, dann gibts auch nichts mehr, das ist doch dann auch blöd. Vielleicht müssen wir weniger arbeiten und das Leben mehr genießen, das ist richtig, aber ganz auszusteigen, können wir uns auch nicht leisten.«
»Ich rede doch auch nicht davon, nicht mehr zu arbeiten, ich meine, Arbeiten ist gut, wenn es einen Nutzen bringt – ich meine dir und jenseits vom Geldbeutel. Ich kann mit meinen Händen so viel vollbringen: Wozu soll ich in ein Arschloch-Möbelhaus fahren, wenn ich mir meinen Schrank, meine Küche selbst zimmern kann? Damit die ihrem fetten Ottfried Fischer ihre Werbung zahlen können? Damit der noch mehr fressen kann. Wozu brauch ich einen Supermarkt, wenn ich mir meine Kuh, mein Schaf, mein Huhn selbst halten kann? Burger King? McDonald’s? Kentucky Fried Chicken? Subway? Wusstest du, dass die für die schicken Markenklamotten, die ihr bei H&M kauft, in China Kinder zum Teil 18 Stunden am Tag schuften lassen ohne Feiertag, ohne Urlaub, für 1,80 Euro am Tag? Die sind glücklich. Du fragst dich, wie kann man da glücklich sein darüber, über zehn Cent in der Stunde? Aber in China sind selbst 1,80 am Tag ein Haufen Geld und die ernähren damit ihre Familien auf dem Land. Da haben sie nämlich noch viel weniger, im Prinzip gar nichts und weißt du warum: Die haben ihre Hühner schlachten müssen, ihre Hühner, von denen sie gelebt haben: Fleisch, Eier, Federn – praktisch alles haben die verarbeitet, den Kot zum Hausbau und so weiter und dann mussten sie sie schlachten. Wieso? Wegen uns. Wegen dem Westen, weil wir behauptet haben, da kommt die Vogelgrippe her, davon müssen wir alle sterben. Aber Pfeifendeckel: Die haben Angst hier, dass sie ihre Hühner nicht mehr verkaufen können und deswegen, wegen unseren deutschen Hühnern, müssen in China die Menschen verhungern oder sich ausbeuten lassen. Was ist das für eine Wahl?«