Читать книгу Der zweite Killer онлайн
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»Angst?«
»Was für eine gottverdammt überflüssige Frage, Mann! Ich scheiß mir in die Hose.«
Er konzentrierte sich auf die Augen. Seine Mundwinkel zuckten unmerklich. Die Hand hob sich wie von selbst, als wären nicht zehn Jahre vergangen seit dem letzten Mal. Dann drückte er ab.
Das Geräusch vernahm er kaum. Ein Stein, der auf nassen Boden klatscht, nicht mehr. Der Schalldämpfer schluckte die Schockwelle. Erstaunlich wenig Blut trat aus dem dritten Auge genau zwischen den Brauen. Er fing den toten Körper auf und bettete ihn sanft auf das feuchte Gras. Ein Kopfschuss war immer ein Risiko, aber dieser saß perfekt. Menschen erschießen will gelernt sein, wie Radfahren. Und genau so verlernst du es nie, dachte er. Amateure, die ein halbes Magazin leerten, um ihr Ziel zu treffen, fuhren mit Stützrädern wie kleine Kinder. Man sollte sie auch erschießen. Alle.
Er zupfte das Jackett des Toten zurecht, legte das Medaillon gut sichtbar auf die Brust und faltete seine Hände. Sie waren allein in der roten Stunde am frühen Morgen. Er brauchte sich nicht umzusehen. Die Anwesenheit eines andern Menschen spürte er auch so. Ohne diese Fähigkeit hätte er selbst längst ins Gras gebissen, oder Dreck gefressen in der verfluchten Steinwüste damals bei 40° im Schatten. Trotz der Brise hielt sich der Geruch des Schießpulvers in der Nase wie bei einem Spürhund. Das Gras verdorrte vor seinen Augen. Der nahe Feldweg verwandelte sich in ein ausgetrocknetes Bachbett, die halb verfallene Hauswand, ein rot glühender Fels, vor ihm im Staub der Gefallene. Wieder ein Held. Jemand trug die Verantwortung. Diesmal würde er sie finden und zur Rechenschaft ziehen.