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Dem unüberschaubaren Durcheinander auf seinem Schreibtisch entnahm ich, dass er schon lange keinen einzigen Brief mehr geöffnet hatte; Kontoauszüge, Rechnungen, Schreiben der Rentenversicherung für Seeleute vermischt mit Werbung für Angelzubehör türmten sich zu riesigen Stapeln. Ansonsten nichts als die Überbleibsel eines Seemannslebens: Gruppenfotos von ehemaligen Crews, Postkarten von fernen Häfen und Geschäftskarten von Bars und Bordellen am Ende der Welt. Er hatte es endgültig aufgegeben, ein soziales Wesen zu sein, und ich muss zugeben, dass ich ihn beneidete.

Ich hatte keinerlei Mühe, das besagte Dokument zu finden, das paradoxerweise ordentlich wegsortiert neben seinen Papieren und meinem Stammbuch in einer Schublade lag, dann verließ ich diesen Ort, der mir immer Angst eingejagt hatte.

Die Zeit bis zu meiner Abfahrt verbrachte ich mit Omi Soize. Wir redeten noch ein bisschen über Corentine Malgorn. Sie wusste nicht viel über sie, außer dass sie 1871 in Montparnasse die Crêperie À la mouette gourmande eröffnet hatte, wo die Bretonen zum Essen hingingen – siehe die in unendlichen Auflagen gedruckte Postkarte La petite Bretagne au XIXe siècle, auf der meine Urgroßmutter als stolze junge Frau mit einem kleinen Jungen vor der Tür ihres Lokals posiert. Als sie auf die Insel zurückkehrte, ließ sie von dem Geld, das sie gehortet hatte, das schönste Haus des Marktfleckens bauen; das, in dem ich aufgewachsen bin und das mein Vater verfallen ließ. Das Mobiliar hat meine Großmutter in den Fünfzigerjahren ausgewechselt, zu einer Zeit, als man die schönen Dinge gegen Resopal austauschte, weil es magisch und mit einem Schwammwisch zu reinigen war. Von Corentine war nichts geblieben außer einem Medaillon ganz hinten in einem flechtenbewachsenen Mausoleum und einer alten Wanduhr mit aufgemalten Paradiesvögeln, die schon lange nicht mehr ging.

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