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Zehn Jahre später und noch lange Zeit danach wurden die europäischen und amerikanischen Karatevereinigungen durch japanische Experten aller Stile geleitet. Angetrieben durch die beginnende Konkurrenz, begann eine Epoche, die durch einen wahren Heißhunger auf neue Kata gekennzeichnet war. Um im Rennen zu bleiben, mußte man so schnell und so viel wie nur möglich lernen. Was zählte, war, vor allen anderen eine bis dahin unbekannte Kata erlernt zu haben. Ich erinnere mich, wie ich an den Abenden nach den Lehrgängen fieberhaft und in den kleinsten Einzelheiten die Varianten dieser und jener Kata notierte, je nachdem, welcher Experte oder Meister sie gelehrt hatte. Man mußte damals ohne Videoaufzeichnungen zurechtkommen, und so erlernte ich das Zeichnen. Eine Leidenschaft für die Vielheit war entbrannt.

Schließlich, nach etlichen Jahren, hat dieser Durst nach immer mehr zu einem unglaublichen Wirrwarr geführt. Schnell wird man heute des Lernens überdrüssig, lieber entwickelt man eigene Interpretationen, führt kühne Neuerungen ein, entwirft persönliche, spektakuläre Kata. Das führt so weit, daß Kata zu Musik vorgeführt werden, und ein Publikum, das nicht die leiseste Ahnung von dem hat, was „echt“ ist, bejubelt die Show. Die Zeit der Blender, Menschen ohne Verantwortungsgefühl, war gekommen. Aber noch immer existierte eine Vielzahl Karateka, deren Leidenschaft für ihre Kampfkunst nicht erloschen war. Für das Karate-Business und seine Nutznießer spielten diese Praktiker keine Rolle, sie blieben gewissermaßen im Schatten verborgen. Zugunsten ihrer Liebe zur „echten“ Kata verzichteten diese Karateka auf allen äußeren Schein, wohl wissend, daß das, was am meisten glänzt, am stärksten (ver)blendet. Bescheiden und vorsichtig versuchten sie, zu den Quellen ihrer Kunst vorzudringen. Und so kam es dazu, daß parallel zur Entwicklung der Kampfsportverbände und ihrer „vereinheitlichten Kata“ eine Rückbesinnung auf die überlieferten (Koshiki) Kata erfolgte. Eine Rückkehr zu jener Epoche, in der man traditionell „eine Kata in drei Jahren“1 erlernte. Auf diese Weise ist genügend Zeit, daß die Magie der Kata sich entfalten kann, durch die sich dem Praktizierenden ihre physische und geistige Botschaft offenbart. Nur so vermochte sich die Kata in ein Instrument für seine innere Entwicklung zu verwandeln.

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