Читать книгу Verheiratet mit einem Seebären. Mal mit, mal ohne Ehemann - meistens ohne! онлайн
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Sie kennen doch das gute alte Sprichwort: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt"? Nun, dabei hat der liebe Gott sicher nicht an einen Seemann auf einem Schiff der heutigen Generation gedacht. Heute muß dieser sich mit einer oft miserablen Unterbringung an Bord begnügen. Aber er fährt schließlich nicht zur Erholung - er hat zu arbeiten. Und das - wie bereits erwähnt - möglichst rund um die Uhr. Haben die Kammern etwa aus diesem Grund die Ausmaße und die Behaglichkeit von Kaninchenställen? Zum längeren Verbleib sind sie jedenfalls absolut ungeeignet, will der Seemann nicht in Depressionen verfallen.
Der Seemann fährt durch eine Zeit, in der man niemandem mehr mit gutem Gewissen raten kann, einen Beruf an Bord zu ergreifen - kurz gesagt -, er lebt in einer absolut seemannsfeindlichen Zeit.
Für die meisten Reeder (wo sind die andern?) ist der Seemann nur noch ein notwendiges Übel, das er in Kauf nehmen muß. Denn noch - wohlgemerkt - NOCH existiert es NICHT - das computergesteuerte Containerschiff, das die Weltmeere unsicher macht. Wir sind zum Glück in einem Alter, das ein Erleben dieses Fortschritts ziemlich unwahr-scheinlich werden läßt. Auch bei der Seefahrt geht es - ganz wie im richtigen Leben - nur noch um den Profit. Dabei spielt der einzelne Seemann keine Rolle mehr. Gibt es doch genügend von ihnen, die verzweifelt darauf hoffen, ein neues Schiff zu bekommen. Sei es auch nur einen Arbeitsplatz auf Zeit, denn er muß sich mit befristeten Arbeitsverhält-nissen zufrieden geben. Ihm steckt also während seines fünf- bis sechsmonatigen Einsatzes ständig die Angst vor erneuter Arbeitslosigkeit im Nacken, wenn sein Vertrag ausläuft und er von Bord gehen muß. Aber all das macht einem Seemann vom alten Schlag (wie meiner einer ist) nicht viel aus. Wie bekannt, ist er belastbar wie sonst niemand, verfügt über Nerven dick wie Schiffstrosse (seine Ehefrau übrigens mittlerweile auch) und arbeitet, sofern man ihm die Chance gibt, auch seine 16 Stunden täglich und selbstverständlich an jedem Wochenende während der sechs Monate.