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18. Mai 1990, Walsrode

Das Wasser ist so trüb, dass man den Grund nicht sieht. Vermutlich hat der See daher seinen Namen: Grundloser See – ein 4,7 Hektar großes Moorgewässer wenige Kilometer nordöstlich der niedersächsischen Kleinstadt Walsrode. Grundlos aber ist dieser See in Wirklichkeit nicht, an den tiefsten Stelle reichen Wasser und Schlamm höchstens drei Meter weit hinab.

Entstanden ist das Moorloch am Ende der Eiszeit. Ein riesiger Eisblock soll sich hier in den Boden gesenkt haben und allmählich geschmolzen sein. Ursprünglich bedeckte das Schmelzwasser eine weitaus größere Fläche. Doch der größte Teil verlandete und hinterließ eine Torfschicht.

So bildete sich das Grundlose Moor. Wollgras, Moos- und Rauschbeere gedeihen hier ebenso wie Torfmoos und Glockenheide, und wenn man Glück hat, kann man auch den Großen Brachvogel hören.

Ein anderer Vogel fällt ins Reich der Sagen und Gespenstergeschichten. In klaren Vollmondnächten, wird erzählt, soll sich ein weißer Greif aus dem Grundlosen See erheben und nach einiger Zeit mit einem Beutetier im gekrümmten Schnabel zurückkehren. Einem Hasen, Kaninchen oder Lamm. Ein Wanderer will zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gesehen haben, wie der weiße Vogel mit einem kleinen Kind angeschwebt kam.

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