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Ellen blieb stehen. Die Stille war fast fühlbar. Sie spürte ein deutliches Surren, der Boden vibrierte unter ihren Füßen. Wahrscheinlich verursacht von irgendwelchen klimatechnischen Vorrichtungen, die nötig waren, um dieses 16. Stockwerk bewohnbar zu machen.
Die Akten konnten noch etwas warten. Sie würde die frühe Stunde nutzen, um ihre neue Umgebung zu erforschen. Das Büro nebenan – sie erinnerte sich, dass es einem Ingenieur gehörte – enthielt Dutzende von maßstabsgetreu verkleinerten Modellzimmern, die durch durchsichtige Glaswände voneinander getrennt waren. Verstohlen schlich sie in das Zimmer und versank beim Anblick der Puppenhausmöbel in kindliches Entzücken: Da gab es winzige Sofas, Stühle, Pulte und Tische, jeder Raum war vollständig ausgestattet mit Teppichen, Lampen, zauberhaft kleinen Bücherregalen und Pflanzen.
Lächelnd ging sie weiter in das nächste Zimmer, das höhlenartig und still war, als ob es für einen kurzen Moment erstarrt wäre, bevor der nächste Anfall wütender Betriebsamkeit ausbrechen würde. Mit Papier übersäte Schreibtische standen dichtgedrängt nebeneinander. Ein- und Ausgangskörbe quollen über, auf den Aktenschränken türmten sich Ordner und graue Metallkörbe mit abzuheftenden Papierbergen. Computerbildschirme rissen ihre matten, leeren Mäuler auf. Ein graugrüner Tisch, auf dem zwei ineinander verknäuelte Mikrofilmrollen lagen, war an ein mit dicken Katalogen unordentlich vollgestopftes Bücherbord geschoben. Ein winziger Philodendron, gefährlich nah an der Kante eines Aktenschrankes platziert, erreichte mit seinen spärlichen Blättern nicht ganz den Boden – die einzige persönliche Note, die sie in diesem chaotischen Zimmer mit seinem ärmlichen dünn-grauen Teppich entdecken konnte.