Читать книгу Schicksalspartitur онлайн
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Der heutige Tag in der Rehaklinik war purer Stress gewesen, er hatte sogar auf seine Mittagspause verzichten müssen. Wie hatte es ihn nur in die Schweiz verschlagen können? Klar, das Geld, man verdiente hier einfach besser als in Deutschland. Er hatte nicht sehr weit hinter der Grenze in Weinfelden Arbeit als Krankenpfleger gefunden und war jetzt seit knapp zwei Jahren hier. Von der Reha Samaria aus, die am Südhang des 680 Meter hohen Ottenbergs erbaut worden war, hatte man freie Sicht auf den idyllisch gelegenen Bodensee, es war nicht weit entfernt von der Heimat und doch so fern. Er kam hier nur mühsam zurecht, legten die Schweizer deutschen Einwanderern gegenüber doch ein eher reserviertes Verhalten an den Tag. Erst gestern hatte ihn seine ortsansässige Kollegin Anna Meier ziemlich herablassend behandelt. Mit ihrer dünnen hohen Kommandostimme, die sich immer so anhörte, als würde sie jeden Moment bersten und wie eine geplatzte Glühbirne in tausend Scherben zerspringen, hatte sie etwas auf Schweizerdeutsch gesagt, und als Matthias nicht gleich verstand, hatte sie das Gesicht mit den gepiercten Lippen und Nasenflügeln verzogen, ungehalten reagiert und eine abschätzige Bemerkung gemacht … Zudem lag ihm die morgige Teambesprechung mit dem Chefarzt Dr. Berger, einem Choleriker vor dem Herrn, schwer im Magen. Egal, er musste durchhalten, wenngleich es alles andere als einfach war.