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Es dauerte dann auch nicht lange, bis sie bei der Kibutzleitung den Antrag stellte, Geflügelzucht wissenschaftlich studieren zu dürfen. Nun war Halonim erst zwei Jahre vor der Staatsgründung Israels von den aus mehreren südamerikanischen Ländern eingewanderten jungen Chalutzim4 gegründet worden und deshalb auch noch lange nicht wohlhabend. Trotzdem wurde ihr und einem Kollegen gestattet, an einer spezialisierten Ausbildungsstelle zu studieren, und man sagte ihr die Übernahme der dadurch entstehenden Kosten zu.

Wegen ihrer riskanten Grenzlage wurde die Siedlung des Öfteren von marodierenden Eindringlingen aus dem syrischen Golan heimgesucht und die Bewohner standen deswegen stets in angespannter Wachsamkeit in Bereitschaft. Lissy war nach einiger Zeit eine engere Beziehung mit Rubén Masal eingegangen. Liliths – Lissys neuer israelischer Name – Liebesbeziehung zu dem ehemaligen Kameraden aus La Paz blieb nicht lange ohne Folgen, und so brachte sie ihren Sohn fast gleichzeitig mit dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums zur Welt. Beide hatten im Kibutz geheiratet und konnten nun von ihren bisherigen Junggesellen-Schlafgemächern zusammen mit dem Neugeborenen in ihren bescheidenen Shikun – eine kleine Behausung für Ehepaare – einziehen. In Erinnerung an Lissys Großvater, Hans-Peter von Steinberg, gaben sie ihrem Nachwuchs den Namen Hanan-Peres, sodass die Anfangsbuchstaben übereinstimmten. Kurz danach konnten sich beide wieder ihren Aufgaben – Rubén in der Bäckerei, Lilith bei ihren Hühnern – voll widmen. Wie in allen Kibutzim üblich, umsorgten tagsüber Kleinkinderbetreuerinnen alle neugeborenen Babys im gemeinsamen Hort. Lilith machte den Lul-Ausbau zu ihrer Lebensaufgabe. Die Stallungen wurden erweitert und den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Allerdings entschied man sich schon seit den Anfängen für eine artgerechte Bodenhaltung der Tiere, anstatt sie in jene engen Legebatterien zu pferchen, die gerade damals überall grassierten, weil als ›state of the art‹ gefeiert. Lilith sah ihre Schützlinge eher als Geschöpfe und eben nicht als nackte Brathändelspießkost oder Eierlegemaschinen an.

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