Читать книгу Auslaufgebiet. Der andere Berlinkrimi онлайн
15 страница из 96
Oskar landete bei der Kripo und grub sich wieder ein. Lernte Geburtstage, kommentierte Ehesorgen und Kindernöte und machte sich unersetzlich. Wurde in Fußballmannschaften gewählt, zu Besäufnissen und auf Schrebergartenpartys geladen und paddelte in seinem Element. Kannte jeden, grüßte jeden, war einer der ihren.
Und dann kam ein Akademiker zu ihnen in die Keithstraße. Jakob Hagedorn. Lange Latte, schluffiger Gang, den er auch noch stundenlang durch menschlich ausgebombte Gegenden lenkte. Wald und Flur, so was. Und wenn er nicht latschte, dann las er. Hatte zuhause Altbauwände hoch bis zum Stuck voller Bücher.
Dazu verträumt wie ’ne Jungfrau, aber einen Blick, der wie eine Schußfahrt durch Deine Seele donnert. Bis in den allerletzten Winkel. Seine blauen Augen zogen Oskar aus, betrachteten ihn von allen Seiten und reichten ihm eine flauschige Decke. Oskar hatte nix zu verbergen, zumindest nicht vor diesem Blick, fand die Decke wohlig und hatte zum ersten Mal im Leben einen richtigen Freund. Erfuhr dann alles über ihn. Von der umtriebigen Kindheit mit den bösen Zwillingen Manie und Depression seines bildhauernden Vaters und eines späten Abends vom langen Trauerflor über der toten Mutter.