Главная » Mit dem Fahrrad vom Atlantik bis ans Schwarze Meer. Auf Glückssuche zwischen Frankreich und Rumänien читать онлайн | страница 44

Читать книгу Mit dem Fahrrad vom Atlantik bis ans Schwarze Meer. Auf Glückssuche zwischen Frankreich und Rumänien онлайн

44 страница из 52

Der Weinkenner setzt sich mit einem Glas Rebensaft vor sein Lokal und lächelt sanft in meine Kamera. „Ja, die Arbeit macht mich glücklich“, bestätigt er, was ich bereits vermutete. Es sei vor allem der Kontakt zu Menschen in Freizeitstimmung, der ihn erfülle. „Es ist schön, sie lachen zu hören“, ergänzt er. Als würde er seinen Aussagen Nachdruck verleihen wollen, spendiert er mir einen zweiten Wein, nicht ohne sich vorher zu erkundigen, ob er mir auch geschmeckt habe.

Bekannte des Wirtes, die uns beobachteten, fragen nach meiner Reise und zeigen sich äußerst interessiert. Ich berichte, erhalte Anerkennung und noch die ein- oder andere Nachfrage. Ein wenig weinselig halte ich heute fest: Ja, jedes freundlich gewechselte Wort, jeder kleine Dialog zwischen Menschen, die einander interessant finden, hat das Potenzial für einen Glücksmoment.

Mit roten Wangen radele ich zum Campingplatz zurück.


Der glückliche Weinlokalbetreiber

Auf meinem Weg in das gut einhundert Kilometer entfernte Dole fliege ich förmlich, obwohl ich an feuerrot leuchtenden Mohnfeldern vorbeikomme, dessen Samen ja bekanntlich müde macht. Mein straffes Tempo steigert sich sogar noch, als ich zu sieben jungen Radlern, die sich die „Green Riders“ nennen, aufschließe. Insgesamt ist die Gruppe mehr als 20 Radler stark und unternimmt die Reise ans Schwarze Meer in Form eines öffentlichen Trips. Das heißt jeder, der möchte, kann sich ihnen anschließen. An ihren Ruhetagen leisten sie ehrenamtliche Arbeit auf Farmen, helfen bei Reparaturen oder der Ernte. Die Idee des ökologischen Reisens geht auf Rob Greenfield zurück, der einst von New York City nach Seattle, auf der anderen Seite der Staaten, radelte. Der amerikanische Abenteurer, Umweltaktivist und Unternehmer hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für eine gesunde Erde einzutreten. Verschiedene öffentlichkeitswirksame Projekte, mit denen er auf Lebensmittel-, Strom- und Wasserverschwendung aufmerksam macht, kennzeichnen seine Arbeit. Um zum Beispiel für den Wert von Wasser zu sensibilisieren, verzichtete er ein Jahr lang aufs Duschen und nutzte für die Körperpflege lediglich natürliche Wasserquellen wie Flüsse, Seen, Wasserfälle, sogar den Regen. Der 1986 geborene Mann ist für die Menschen, denen ich mich angeschlossen habe, großes Vorbild. Organisiert hat sich die Gruppe vor der Abreise via soziale Medien, und der Transport ihrer Fahrräder über den großen Teich schlug lediglich mit einhundert Dollar Aufpreis aufs Flugticket zu Buche. Tagsüber teilen sie sich in Dreier- oder Vierergruppen auf – je nach Fitnesslevel. Eine Gruppengröße von sieben Sportlern ist schon eine Ausnahme. Nur für die Nacht sind die Crews größer: Die aktuell 20 Radler splitten sich zur Hälfte, sodass sie in Zehnergruppen zelten können, überwiegend wild. Bei Arbeit und Unterschlupf auf Höfen und ähnlichem kommen dann alle zusammen und verbringen die Nächte in großen Räumen. Ihr Zeitplan ist straffer als meiner, bereits Ende Juli wollen sie am Schwarzen Meer sein, eine knappe Woche vor mir, was ihr Tempo erklärt. Meine Wohlfühlgeschwindigkeit ist etwas langsamer als ihre, außerdem suche ich stets nach dem schönsten beschilderten Radweg, während meine Gesprächspartner sich von Google Maps auch mal direkt über eine Landstraße von Dorf zu Dorf schicken lassen. Da sie genau das gerade vorhaben und ich mir nach 50 Kilometern eine erste Pause verdient habe, klinke ich mich aus.

Правообладателям