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Leise ächzend stand er auf, schnürte seinen Rucksack nach und ging weiter, brummend: »I was born under a wand’rin star …«

Ich muss mir die Kniekehlen eincremen. Die Sonne kommt immer von hinten oder von links. Einen Sonnenbrand in den Kniekehlen, das hätte mir gerade noch … Diese blauen Blumen, das sind doch Kornblumen, oder? Dachte, die wären ausgestorben …

Am Wegesrand hing Jesus einsam an einem Kreuz.

Da fällt mir ein: Lange nicht mehr genagelt … Und lange nicht mehr Hand in Hand gegangen und Vertrautheit gespürt und Zärtlichkeit und … und …

Und dann schalt er sich selbst wegen seiner Blasphemie. Dabei war er kein Christ, dabei konnte er nicht glauben, nur hoffen.

Angeblich sollen die Galicier sagen: »Ich glaube nicht an Hexen. Aber es gibt sie.« Ähnlich erging es ihm. Er glaubte nicht an Gott, an seltsame Energieflüsse und an mystische Dinge und spirituelle Begegnungen. Das überließ er den abgedrehten Spinnern, den Selbstdarstellern, die sich auf diese Art in den Vordergrund drängen, um aus der Versenkung ihrer Mittelmäßigkeit aufzutauchen. Manchmal ganz sympathisch, aber eben Spinner. Andererseits hatte er in den letzten Tagen immer wieder das seltsame, aber durchaus reale Gefühl gehabt, als wäre jemand hinter ihm und schiebe ihn an. Mehrfach hatte er sich überrascht umgedreht, doch war weit und breit keiner. Und dann diese Zufälle der letzten Wochen: Dieses Sitzkissen, das er vierhundert Kilometer mit sich getragen hatte, bis es seinen Besitzer wiederfand. Und immer in den letzten Tagen, wenn er eine neue Herberge betrat und seinen Hut auf ein freies Etagenbett legte, immer lag dann anschließend dieselbe Frau in dem Bett unter ihm. Überhaupt war es seltsam, dass man immer wieder, ohne Absprache, dieselben Leute traf. Da er langsam ging, war er in den ersten Wochen oft von fußkranken Koreanerinnen und Japanerinnen begleitet worden sowie von asthmatischen Australierinnen. Nun hatte er sie irgendwie hinter sich gelassen. Irgendwann, hoffte er, nein, er war sich sicher, würde er sie wieder treffen. Man trifft sich immer wieder auf dem Camino, irgendwann, irgendwo, so Gott oder wer auch immer will. Nun aber ging er alleine und das tat gut und war seltsam ungewohnt zugleich.

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