Читать книгу Das Geheimnis vom Oranienburger Thor. Von Gontards siebenter Fall. Criminalroman (Es geschah in Preußen 1852) онлайн
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Als er am Haus seines Freundes in der Dorotheenstraße angekommen war, trat Criminal-Commissarius Waldemar Werpel gerade aus der Haustür heraus und winkte ihm zu. »Gut, dass Sie kommen, Herr Doktor! Gontards Bursche wurde umgebracht.«
Kußmaul stürmte in den Hausflur und drängte alle beiseite, die sich um Quappe versammelt hatten. Henriette von Gontard wischte dem Burschen gerade das Blut von der Stirn. Der Doktor kniete sich daneben, zog einen kleinen Taschenspiegel hervor und hielt ihn Quappe vor den Mund. Dann fühlte er den Puls.
»Der lebt noch«, stellte Kußmaul schließlich fest. »Er muss einen Schlag auf den Kopf bekommen haben und ohnmächtig geworden sein. Legt ihn auf das Sofa! Wenn ich seine Wunde säubere und nähe, wird er schon wieder zu sich kommen.«
So geschah es, und Paul Quappe konnte nach einiger Zeit berichten, dass er bei der Rückkehr vom Schneider einen Einbrecher überrascht habe und von diesem mit einer Keule niedergeschlagen worden sei.
Charles Corduans Vorfahren gehörten zu den zwanzigtausend Hugenotten, die nach dem Edikt von Potsdam, das der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg am 29. Oktober 1685 erlassen hatte, nach Brandenburg-Preußen gekommen waren. Sie hatten einige Schwierigkeiten gehabt, in Berlin Fuß zu fassen, denn Hof, Adel und die geistige Elite hatten die Hugenotten zwar freudig begrüßt, galt doch das Französische als Maß der Hochkultur, die einfachen Berliner aber hatten sie abgelehnt. Sie verstanden die Sprache der Hugenotten nicht, und die Franzosen waren ihnen zu wesensfremd. Die Nachkommen der Einwanderer wurden jedoch inzwischen akzeptiert, und in vielen Berufen waren die französischstämmigen Berliner sehr erfolgreich, insbesondere im Textilgewerbe sowie bei den Confituries, Pâtissiers und Cafetiers.