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„Vielleicht will ich ja schnell sterben. Dieses Leben ist sowieso nur noch ein Dahinvegetieren“, gab er ihm leise zu verstehen. „Es wird gewiss nicht mehr lange dauern. Mein Testament habe ich gemacht. Alles ist geregelt.“

Gordon wälzte sich schlaflos in seinem Bett herum. Doch in dieser Nacht kam ihm plötzlich eine Idee. Deshalb machte er sich am nächsten Tag sofort auf den Weg zu dem Kloster „Heilig Geist.“ Eine Nonne musste es sein. Sie besaß nichts und bekam auch nichts. Sie lebte in Armut, Keuschheit und Demut, nur für Gott. Sie würde bestimmt nicht auf sein Geld aus sein, dachte er sich. Seine Tante regierte dort als Mutter Oberin. Sie wollte er um Hilfe bitten. Gordon hielt den Wagen an, weil seine Augen vor ungeweinten Tränen brannten. Er legte den Kopf auf seine Hände, die das Steuerrad umklammerten und ließ ihnen endlich freien Lauf. Brandon galt als sein bester Freund. Schon als Kinder spielten sie zusammen. Später trafen sie sich auf der Universität wieder. Gordon studierte Medizin, speziell für Kinder, und Brandon studierte Veterinärmedizin. Im Grunde hätte er das gar nicht nötig gehabt, bei den vielen Millionen. Er hätte bequem von den Zinsen leben können und bräuchte sich trotz allem bei nichts einzuschränken. Dennoch wählte er einen Beruf, weil er der Meinung war, sein Leben nicht einfach so sinnlos zu vertrödeln mit Nichtstun und langweiligen Partys. Außerdem liebte er als Kind bereits besonders die Tiere. So empfand er seinen Beruf mehr als ein Hobby. Kamen arme Leute mit einem kranken Tier zu ihm, erließ er ihnen meist die Kosten. Seine Eltern und sein sechs Jahre älterer Bruder verließen ihn sehr früh nach einem tödlichen Autounfall. Brandon zählte damals erst dreizehn Jahre. Das Hausmeisterehepaar kümmerte sich weiter um ihn, da sonst kaum Verwandte zu finden waren, oder sie wollten kein Kuckucksei großziehen. So wurde er zum Alleinerben des ganzen Bankenimperiums seines Stiefvaters. Eigentlich war er gar nicht vorgesehen dafür. Brandon wuchs zu einem anständigen und bescheidenen jungen Mann heran. Seine Körpergröße überstieg die seines Vaters um mehrere Zentimeter. Er maß über eins neunzig. An seiner Figur gab es nichts auszusetzen. Er war etwas breitschultrig, schlank und gut durchtrainiert. Die pigmentreiche Haut hatte er von seiner Mutter geerbt, die nur wenige Stunden in der Sonne bleiben musste, um braun zu werden. Sein dichtes, dunkelbraunes Haar schimmerte bei speziellem Lichteinfall manchmal beinahe schwarz. Nur seine Augen trugen ein strahlendes Blau, das er manchmal unter den langen, dunklen Wimpern verbarg. Warum ausgerechnet er, warum musste er an dieser tückischen Leukämie erkranken? Ich werde meinen besten Freund, den ich bereits aus Kindertagen kenne, verlieren, dachte Gordon. Was wird dann wohl aus dem Banken- Imperium, wenn er nicht mehr ist? Aus den entfernten Familienangehörigen wird es wohl keiner bekommen, wenn sie es auch vielleicht gern möchten. Am Ende zersplittern die einzelnen Filialbanken und werden von der Hauptbank, der Rose-Bud-Bank getrennt. Oder die sechs Banken werden vielleicht zu einer zusammengelegt? Dann würden viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Er schüttelte seinen Kopf, wischte sich die Tränen ab und startete den Wagen neu. Die Nachmittagssonne schien heute besonders heiß vom Himmel. Sie heizte dem Kinderarzt in dem kleinen, alten klapprigen Fahrzeug ganz schön ein. Weit voraus, doch immer in Sichtweite, begleiteten ihn die schneebedeckten Berge. Gordon fuhr bereits seit dem Mittag, denn das Kloster lag sechzig Kilometer weit ab von Brandons Haus. Außerdem kam er von Vancouver her, machte nur schnell eine Nacht Zwischenstation bei Brandon, um dann seinen Entschluss mit dem Kloster durchzusetzen. Erzählt hatte er Brandon nichts von seinem Vorhaben, denn der Freund hielt nichts von der Kirche und von Betschwestern schon gleich gar nicht. Gegen Abend erreichte er endlich sein Ziel. Dass er so lange brauchte, lag an seinem alten Auto.

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