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„Setz dich, bitte.“ Die Oberin bot ihm einen Stuhl vor dem Schreibtisch an. Sie besaß einen schlanken Körper und ihre Größe bewegte sich in den mittleren Maßen. Ihr Alter mochte zwischen fünfzig und fünfundfünfzig Jahren liegen. Sie trug eine schneeweiße Tracht. Das blonde Haar verbarg sie vollkommen unter dem Schleier. Ihr Gesicht wies eine gewisse Strenge auf, doch wenn man sie näher kannte, wusste man, dass sie viel lieber lachte als tadelte. Jeder konnte mit seinen Sorgen oder manchmal auch Fehltritten zu ihr kommen. Aus ihrer Stimme fühlte und hörte man immer das große Verständnis für die dargelegten Probleme und die Güte mitschwingen. Obwohl sie hier als Oberin regierte, tat sie es nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit dem Herzen. Deshalb wurde sie auch von all ihren Untergebenen geliebt und nicht gefürchtet oder gehasst. Diese Nonnen hatten das besondere Glück, eine Oberin mit eigenen, schlimmen Erfahrungen zu haben, deswegen vor allem mit viel Gefühl. Da sie eben dies erlebt hatte, bereits in sehr jungen Jahren, regierte sie hier oft ziemlich nachsichtig und milde, statt mit Strenge und Strafe. Sie wurde auch nach den vielen Jahren, die sie als Oberin im Heilig Geist Kloster diente keine Beißzange, wie so viele andere in dieser Stellung. Sie half ihren Untergebenen mit Rat und Tat und fand praktisch für jedes Problem einen Ausweg.

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