Читать книгу Der Tanz des Mörders. Kriminalroman онлайн
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»In dem gelben Haus ganz links wohnt Deliza Norton. Ihr Sohn hat sich im letzten Winter erhängt. Sie behauptet wegen Depressionen, dabei weiß doch jeder, dass der Bengel stockschwul und darüber zu Recht völlig verzweifelt war. Verstehe gar nicht, wem sie meint, etwas über ihr missratenes Kind vormachen zu können.«
»Ihnen jedenfalls nicht«, entfuhr es Colin, und er war sich bewusst, dass seine Stimme einen eisigen Unterton bekommen hatte. Das hier würde hart für ihn und seine Selbstbeherrschung werden. Früher hatte er Menschen mit schwulenfeindlichen Äußerungen einfach aus seinem Tanzsaal verwiesen. Hier blieb ihm nur die Flucht. Hoffentlich konnte er sie bald antreten.
»Gewiss nicht. Was diesen Bengel betrifft, habe ich mehr gesehen als ich jemals wollte, das dürfen sie mir glauben.«
Mit einem Ruck setzte Colin das Fernglas ab und legte es auf den Glastisch. Ihm war klar geworden, wen Mrs Summers zu Beginn des Gesprächs mit so reizenden Umschreibungen bedacht hatte: Jene armen Menschen, die das Pech hatten, in Blicknähe ihres Hauses, nein, ihres Spinnennetzes zu leben. Hier hockte diese alte Spinne und starrte durch die Linsen ihres Fernglases direkt in das Leben anderer Leute hinein. Colin versuchte, sich statt in Ärger in Mitgefühl hineinzusteigern. Mitgefühl für eine Frau, deren eigenes Leben so langweilig war, dass sie ihre Aufmerksamkeit ganz auf ihre Nachbarn gelegt hatte. Sein sich ständig beschleunigender Puls machte ihm klar, dass es ihm nicht gelingen würde. Er saß im Netz einer Spinne. Wunderbar. Er fragte sich, ob Jasper das gemeint hatte, als er von Mrs Summers als einem fleißigen Gemeindemitglied sprach.