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Er wusste, dass sie ihm direkt in die Arme lief, wenn sie die Abkürzung am See entlang zur Bahnhaltestelle nahm, denn so hatte er es geplant. In der Dunkelheit konnte man den unbeleuchteten Pfad entlang des Wassers kaum erkennen. Nur er war in der Lage, genauso viel zu sehen, als wäre es helllichter Tag. Früher hatte er geglaubt, es wäre nur eine Laune der Natur, die ihn mit dieser Gabe ausgestattet hatte. Heute wusste er es besser. Der See war bis auf die wenigen offenen Wasserlöcher, die wie dunkle, alles verschlingende Münder wirkten, gefroren. Es würde schwierig werden, sie darin zu versenken, aber das war auch keine unmögliche Herausforderung. Die raureifbedeckte Landschaft hatte etwas märchenhaft Unwirkliches und passte zu seiner Stimmung, würdig für seine kleine Prinzessin. Ein Schloss aus kleinen Eiskristallen, die unter ihrer zarten Haut genauso vergingen wie ihr Leben in seinen Händen. Nichts war für die Ewigkeit gemacht.

Heute hatte das Warten endlich ein Ende. Er beobachtete, wie Clara die Haustür hinter sich zuzog. Seine Vorfreude konnte er kaum noch bändigen. Darauf wartend, dass sie ihm näher kam, streichelte er das Messer liebevoll in der Jackentasche. Er spionierte schon lange hinter ihr her. Immer, wenn sie spät dran war, nahm sie diesen Weg. Die kleinen weißen Wölkchen, die ihr Atem verursachte, ließen erahnen, wie kalt es war. Sie hatte offensichtlich ihren Schal vergessen, denn sie zog den Kragen ihres Mantels fester um den Hals. Ihm aber war bereits so heiß, dass er am liebsten seine Jacke ausgezogen hätte. Schmunzelnd nahm er ihren beunruhigten Blick auf die Uhr zur Kenntnis. Noch wusste sie es nicht, aber die Zeit sollte heute das Geringste ihrer Probleme darstellen.

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