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Auch seine Mutter, Oberstudienrätin für Chemie und Mathematik an einem Steglitzer Gymnasium, setzte ihm mit ihrem Bildungsfimmel gehörig zu und hielt ihn schon deswegen für geistig zurückgeblieben, weil er nie recht begriffen hatte, wozu ein Algorithmus oder die Primzahlen gut sein sollten.

Das Abitur hatte Rainer Erkenbrecher nur mit Ach und Krach geschafft, dann in seinem Politologiestudium an der FU Berlin jedoch so viel geleistet, dass sie ihn nach dem Diplom zum Assistenten gemacht hatten. Nun war er zwar kein echter Linker, sondern fühlte sich eher als freischwebender Intellektueller mit einem Hang zum Liberalen, wenn nicht gar zum Konservativen, doch weil er mit einer solchen Geisteshaltung an der FU keine Chance gehabt hätte, spielte er Kommilitonen wie Professoren den gläubigen Marxisten vor.

Er war Assistent und saß an einer Dissertation zum Thema Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern. Außerdem schrieb er an einem Artikel über die Hintergründe und Folgen des Lichtenberger Butter-Krawalls. Darin ging es um die Revolte hungernder Berliner, die es am 16. Oktober 1915 auf dem Boxhagener Platz gegeben hatte. Der lag nun in Ost-Berlin, und vor Ort zu recherchieren war für einen West-Berliner faktisch unmöglich. Da sein Vater aber in der Nähe von Wunsiedel ein Wochenendhaus besaß, war es ihm gelungen, sich einen bundesrepublikanischen Reisepass zu verschaffen, so dass er jederzeit in die Hauptstadt der DDR einreisen konnte.

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