Читать книгу Heimkehr. Kappes 19. Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1946) онлайн
4 страница из 61
Hinter ihm lagen zwei Jahre Gefangenschaft. Nachdem die Russen ihn nach den Kämpfen in Ostpreußen schwer verwundet aufgesammelt und zu seinem Glück in einem Lazarett abgeliefert hatten, wäre er dort beinahe von den Läusen aufgefressen worden. Er erwies sich als zäh, und seine Wunden verheilten, so dass man ihn in ein Gefangenenlager schickte, wo er den Hunger kennenlernte. Bis vor zwei Wochen hatte er die Tage in der Ungewissheit verbracht, ob er nicht doch noch mit einem der nach Osten gehenden Transporte verschwinden würde wie Tausende andere. Dann war der Zug gen Westen gerollt. Sie hatten ihn tatsächlich entlassen.
Er sog die Waldluft ein, als hätte er seit Jahren keine frische Luft geatmet. Seit gestern sah die Welt ganz anders aus. Was für ein friedliches Bild! Er hatte überlebt – nach all den Jahren in fremder, oft genug feindlicher Verlorenheit, wo einen das Unglück in der nächsten Minute ereilen konnte. Anfangs hatte es Zeiten gegeben, in denen es gar nicht schlecht aussah. In Holland beispielsweise. Am Ende jedoch, als niemand mehr wusste, ob der Ort, den man brennend verließ, sich noch in Russland oder in Polen befand, bevor das Grauen auf Ostpreußen übergriff, drohten nur noch Zerstörung und der alltäglich gewordene Tod.