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ZWEI

HERMANN KAPPE hatte Glück gehabt. Wenn man es Glück nennen wollte, die Zehenspitzen auf einem rostigen Straßenbahntrittbrett untergebracht zu haben und sich wenigstens mit der linken Hand an einer Stange festzuklammern. Während die Finger zu erlahmen drohten, bemühte er sich vergeblich, seine Nase vom Rucksack des Vordermanns fernzuhalten, dem ein ekelhafter Geruch entströmte. Was mochte der Kerl darin transportieren? Jedenfalls nichts Essbares, wie Kappe hoffte, allein schon um seinen Magen zu beruhigen, in dem die Reste einer klitschigen Scheibe Brot im Morgenmuckefuck quollen. Eine zweite, gleichermaßen von einem Wasserstreifen durchzogene Stulle graulte sich in der Brotbüchse. Er fühlte das blecherne Ding durch das Leder der schäbigen Aktentasche, die er mit der Rechten umklammerte.

Jeden Morgen ärgerte er sich über diese hochstaplerische Tasche und ihren armseligen Inhalt. Sein Mittagessen, ebendiese Scheibe trocken Brot, hätte statt der leeren Brieftasche bequem in die Innentasche des Jacketts gepasst, und auf die schwachbraune Flüssigkeit in der abgesplitterten Emailleflasche konnte er zugunsten des Berliner Leitungswassers verzichten. Doch alles Reden nutzte nichts. Klara bestand darauf, dass er das Haus wie ein ordentlicher Mensch und Beamter mit einer Aktentasche unter dem Arm verließ. Wie leicht konnte sich über den langen Tag hin eine Gelegenheit ergeben, irgendetwas Nützliches, unter Umständen gar Nahrhaftes aufzutreiben, für das man ein Behältnis benötigte. Etwas «organisieren» nannte Klara das, obwohl sie die Abneigung ihres Gemahls gegen das Wort und erst recht gegen die Tätigkeit nur zu gut kannte.

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