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Wie bereits gestern sind wir die Allerersten beim Frühstück, doch ­niemand ist zu sehen. Cindy taucht erst nach zehn Minuten im Frühstücksraum auf und ist überrascht, dass sich schon jemand in dem geschmackvoll eingerichteten Zimmer eingefunden hat. Da die Mahlzeit auch noch frisch zubereitet wird, verzögert sich der Start unseres Tages ziemlich. Als es endlich losgeht, hat die Sonne bereits ihre heißen Strahlen ­ausgefahren und scheint lustig vor sich hin. Wir gehen vorbei am Anchor Hotel und folgen der Ausschilderung nach Culbone, wo sich eine hüb- sche, kleine Kirche befindet. Sie ist die kleinste Pfarrkirche Englands und dem walisischen Heiligen Beuno geweiht. Wanderer des SWCP kom- men in den Genuss, direkt an der unter Denkmalschutz stehenden Kirche ­vorbeizulaufen; ein Auto müsste man etwa eine Meile vor dem Gottes- haus ­abstellen.


Oben ist die Sicht am besten.

Von jetzt an verläuft der Weg die meiste Zeit durch bewaldetes Gebiet. Obwohl dadurch etwas Schatten geboten wird, merken wir schnell, dass es immer heißer wird, und mich beschleicht ­leise das Gefühl, dass wir uns mit unseren eineinhalb Litern Wasser möglicherweise etwas verspekuliert haben. Nachdem wir gestern nur etwas mehr als einen halben Liter getrunken hatten, schien für heute die dreifache Menge eine gute Entscheidung zu sein. Nach den ersten zwei Meilen, in denen bereits ein halber Liter getrunken ist, beschließen wir, uns den Wasservorrat nun gut einzuteilen, denn es gibt keine Pubs oder gar Supermärkte entlang der zehn Meilen, die noch vor uns liegen. Nun steht uns eine Umleitung über Yenworthy Woods bevor, denn die jüngsten Landrutsche haben den ursprünglichen Weg unpassierbar gemacht. Das nächste Highlight soll der „Sister’s Fountain“ sein, eine natürliche Quelle, umzingelt von hohen Bäumen, die den Wasserlauf bewachen. Nach zahllosen Auf- und Abstiegen, die aber zumindest an der durchschnittlichen Länge erträglich sind, kommen wir zu dieser angeblich so wunderbaren Quelle. Ehrlich gesagt hätten wir sie fast übersehen, so winzig war sie. Ein Steinkreuz lässt uns allerdings vermuten, dass sie doch hier in der Nähe sein muss, und nach einer groß ­angelegten Suchaktion finden wir sie dann auch. Die Quelle mag im Frühling wirklich eindrucksvoll sein, aber jetzt ist sie eher mit einem kleinen Rinnsal zu vergleichen. Wir überlegen kurz, ob wir uns trauen sollen, hier Wasser nachzufüllen, sind dann aber doch nicht so mutig wie Josef von Arimathäa, der sich der Legende nach hier auf seinem Weg nach Glastonbury stärkte. Josef von Arimathäa war laut Johannesevangelium ein heimlicher Jünger Jesu und so eine kleine Verbindung in Richtung Himmel ­hätten wir heute eigentlich gut gebrauchen können; aber diese Chance vergeben wir und wandern weiter zu den berühmten Wildschweinköpfen in der Nähe von Wingate Combe. Zum ersten Mal lernen wir von einem entgegenkommenden Wanderer, dass hier so gut wie nichts so gesprochen wird, wie es die Schreibweise vermuten lässt. Combe zum Beispiel wird hier in der Region „ku:m“ ausgesprochen und dieses „ku:m“ wird uns die nächste Woche beinahe täglich begegnen.

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